Event – Vortrag von Marie-Luise Angerer am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Kunstuniversität Linz in Wien
Der Begriff des affektiven Nichtbewussten verfolgt eine doppelte Bewegung: ein „Einholen“ und „Anschließen“. Nicht „Entzug“ und „Mangel“ (wie im Falle des psychoanalytischen Unbewussten), sondern „Kopplung“: eine Intervention digitaler Technologien in die Sphäre des somatischen/organischen Empfindens und gleichzeitig ein Anschließen/Anschmiegen des Organischen an medientechnologisch aufgerüstete Umgebungen.
Die Entwicklung smarter Medientechnologien hat die Beziehung zwischen humanen und nonhumanen AkteurInnen verändert –nicht nur kommunizieren diese mit ihren menschlichen NutzerInnen, sie interagieren auch zwischen Umgebungen und produzieren ein Netz von Knotenpunkten, die als affektiv-digitales Nichtbewusstsein bezeichnet werden können.
Im Vortrag soll dabei ein Bogen von Freuds „Entwurf“ zum Modell eines plastisch-affektiven Gehirns gespannt werden, der die Frage des Nichtbewussten sowohl mit aktuellen Theorieansätzen (Hayles, Malabou u. a.) verbindet als auch mit Experimenten aus dem 19. Jahrhundert kurzschließt, als Naturwissenschafter wie Hermann von Helmholtz, Gustav Fechner oder Hugo Münsterberg den menschlichen Wahrnehmungs-und Reaktionsapparat in ihren Laboren unter die Lupe genommen haben. Vom Reflex zur Wahrnehmung und –nicht zurück, sondern zu einer neuen Inklusion von digitalen Co-Playern und einer hieraus notwendigen Redefinierung von Subjektivierungs-und sozialen Prozessen.
IFK@Zoom