• June 17, 2023

Panel »Zwischendurch und mittendrin: Zellen, Hirn, Affekte«, FG-Gender Jahrestagung »membraines«

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Event — Keine Lebewesen ohne Zellmembranen. Die Membran stellt eine Gemeinsamkeit zwischen Einzellern, Pflanzen sowie menschlichen und nichtmenschlichen Tieren dar. Hilft uns das Konzept der Membran daher, anthropozentrisches Denken zu überwinden? Und wenn ja, wie trägt es dazu bei, Hierarchien und Machtungleichgewichte zu problematisieren sowie dekoloniale Kritik an Diskursen des Posthumanen in den Gender Studies und Feminist Science and Technology Studies zu unterstützen? Können queer-theoretische Verständnisse des Begehrens, Schwarze feministische Verhandlungen von Erotik und/oder trans* Care-Praxen neue, unerwartete Verbindungen zwischen zwischen Menschen, Lebewesen und Umwelten knüpfen? Mit Blick auf die Materialhaftigkeit von Membranen sind wir mit Fragen der Nachhaltigkeit konfrontiert, nicht nur in der künstlerischen Praxis, sondern auch im Alltag im Umgang mit Kleidung, Verpackungen und allen anderen Hüllen (Autos, Flugzeugkabinen), deren Porosität konstituierend für den Klimawandel ist.

Marie Luise Angerer: Zur Konzeption einer affektiven Membran: Taktung – Scharnier – Bewegung
Julian Sverre Bauer: Queering Dopamine (tbc)
Waltraud Ernst: Das Gehirn als Projektionsfläche von Geschlechterordnungen
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Campus Design, Neuwerk 7, 06108 Halle

https://www.hgb-leipzig.de/hochschule/presse/membraines/

  • September 30, 2022

New volume out now: »Nonconscious. On the Affective Synching of Mind and Machine« (meson press 2022)

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Publication — We are pleased to announce that the new volume »Nonconscious. On the Affective Synching of Mind and Machine«, edited by Marie-Luise Angerer (meson press 2022) is now available.

The open access version of this volume is available here: https://meson.press/books/nonconscious/

Growing numbers of nonhuman companions (smart objects, technical environments, sensor technologies used to augment the human body) are creating affective synching between human and nonhuman agency. Unlike the unconscious of psychoanalysis, this book argues, the resulting nonconscious is no longer coupled to a subject grounded in language, instead acting as an affective link between technical, mental, and physical processes. But how is this nonconscious to be understood? Is it something additional, a new zone intervening between the unconscious and consciousness? Or does it fundamentally call into question the distinction between the two?

Contents
Foreword: Otherwise Than Conscious  (Seán Cubitt)
Introduction
Life as Technology
Affective Dispositif
Psychophysical Threshold and Affective Subconscious
A Non+human Phase: From Pre-individual to More-Than-Human
The Psyche in the Machine
Affective Nonconscious: A Short Circuit?

  • February, 2022

Neues Buch: »Nichtbewusst. Affektive Kurzschlüsse zwischen Psyche und Maschine« (Turia + Kant)

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Publikation — Marie-Luise Angerer: Nichtbewusst. Affektive Kurzschlüsse zwischen Psyche und Maschine. Hg. von Thomas Macho, Turia + Kant.

Die digitale Aufrüstung des Sozialen und Psychischen schreitet voran. Social media, verkabelte Infrastrukturen und autonome technische Artefakte bestimmen das Bild einer Gesellschaft, die in immer komplexeren Gefügen agiert. Die zunehmende Präsenz von nonhumanen Agenten (nicht nur in Film und Literatur), die Entwicklung von smarten Objekten und die sensortechnologische Ausstattung des menschlichen Körpers und der Umwelt führen zu Kurzschlüssen zwischen humaner und nonhumaner agency, die nicht mehr unbewusst, sondern nichtbewusst sind. Das Unbewusste der Psychoanalyse ist an ein humanes (sprachlich-symbolisch organisiertes) Subjekt gekoppelt, der Begriff nichtbewusst verbindet hingegen technische, mentale und körperliche Prozesse und ist damit nicht mehr ausschließlich dem Menschen zuzuordnen. Doch wie ist dieses »Nichtbewusste« zu fassen: Ist es etwas Zusätzliches, ist es eine neue Zone, die sich zwischen unbewusst und bewusst schiebt, oder wird dadurch die Unterscheidung von unbewusst und bewusst dadurch insgesamt in Frage gestellt?

Manches deutet auf die zweite Entwicklung hin. Denn spätestens mit der Kybernetik werden technische und neuronale Prozesse zusammen gedacht. Gilbert Simondon hat die technische und humane Entwicklung als einen Prozess verstanden. Catherine Malabou führt den Begriff des cerebral nonconscious ein, um das psychoanalytische Unbewusste in ein nichtbewusstes Gehirn überzuführen, und N. Katherine Hayles spricht von nonconscious cognition, um das Zusammenwirken von neuronalen und technischen Prozessen zu benennen. Doch all diesen Unternehmungen, die diese (intensiven) Beziehungen von Gehirn und Maschine zu fassen suchen, fehlt ein wesentliches Moment der Verkopplung und psychischen Integration.

Hierfür wird der Begriff des Affektiven eingeführt, der als technischer Terminus die Bewegungen des Schließens, Unterbrechens und Übersetzens zwischen human und nonhuman bezeichnet. Dadurch werden die Kurzschlüsse von psycho-technischen Prozessen als nichtbewusste Taktung von Bewegungs- und Zeitformationen fassbar.

Angerer erläutert die Ansätze von Gilbert Simondon, Catherine Malabou und N. Katherine Hayles und schließt die Lücken dieser Theorien durch einen spezifischen Begriff des ›Affektiven‹.

Link: https://www.turia.at/titel/ifk_angerer.php

  • December 17, 2021

Von der psychischen Ex-timität zur digitalen Intimität

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Event –  3. Interner Workshop des Netzwerks Digitalisierungsforschung der IPU und SFI (Berlin, Frankfurt/M): Eigenlokigen sozialer Medien und ihre Folgen aus psychoanalytisch-sozialpsychologischer Sicht.

  • September 30, 2021, 9.00 am

Non+humane Agency. Anmerkungen zu einer nichtbewussten Zone

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Event – Vortrag von Marie-Luise Angerer im Rahmen des kooperativen Workshops „Infrastruktur der Autonomie“ von Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) und Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM) am 29. und 30.09. 

Beschreibung des Workshops:

Autonomie im Kontext technischer Innovationen ist dieser Begriff zu einer ubiquitär genutzten und daher auch sehr unspezifischen Zuschreibung geworden. Einerseits werden damit häufig sich selbst bewegende oder steuernde Maschinen wie Drohnen, Fahrzeuge oder Roboter assoziiert oder auch vielfältige Automatisierungsprozesse gebündelt. ›Autonom‹ wird in dieser breiten Lesart zum Synonym
für (künstliche) Intelligenz, (maschinelles) Lernen, Selbstbestimmtheit oder Anpassungsfähigkeit. Andererseits ist (mindestens) auch noch eine zweite Lesart des Begriffs möglich: Ein relationales Verständnis von Autonomie bezeichnet individuelle und kollektive Prozesse, die in Infrastrukturen eingebettet und durch diese bedingt sind. Erst im Verhältnis zu Medien, Regeln, Normen, Gesetzen, Architekturen, Materialitäten oder Maschinen erhält diese Autonomie überhaupt eine Bedeutung.


In unserem Workshop Infrastrukturen der Autonomie werden wir daher die unterschiedlichen Deutungsrichtungen des Autonomiebegriffs untersuchen und unter anderem nach Antworten auf die Frage suchen, in welchem Verhältnis die infrastrukturell gestützte und relational konstituierte Autonomisierung von Individuen und Kollektiven zum ›AutonomWerden‹ von Maschinen und KIgestützten Systemen steht. Hierbei folgen wir vor allem der These, dass ein bisher kaum bedachter Widerspruch zwischen menschlicher Autonomisierung und nichtmenschlicher (technischer) Automatisierung besteht.

Das ganze Programm hier.

  • September 17, 2021, 3.00 - 4.00 pm

Morphic Figurations

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Event – Lecture from Marie-Luise Angerer for the International Online Symposium for Artistic Research in Film and Philosophy 2021, „Intraactivity: the Posthuman, Fabulation and Matter“.

In the summer of 2019, James Lovelock, who formulated the Gaia hypothesis, celebrated his 100th birthday. With his theory that Earth (Greek: Gaia) is a living being, he prompted a shift in thinking the far-reaching implications of which are only now becoming apparent. Alarming levels of plastic in the environment, unprecedented numbers of species dying out, flight shame, extreme weather events, movements like Fridays for Future and Extinction Rebellion —all of this is dramatic evidence of the state of Earth as a living organism. Beginning in the 1960s, Lynn Margulis worked with Lovelock, building on his Gaia hypothesis to advance her theory of endosymbiosis. Rather than assuming that the survival of a species depends on its ability to adapt, her theory states that, to put it briefly, survival depends on both host and parasite. The one adapts to the other; everything snuggles up to everything else. It is no surprise, then, that Donna Haraway found in Margulis a supporter for her concept of companionship, with companions here including both animals and nature, both human and non-human actors. In this context, Haraway uses string figures as a metaphor for the way different ties and relations create a series of knots, which then come untied to form new knots, and so forth. Haraway refers to such nexuses of technology, knowledge, history and action as material-semiotic knots, which in turn feed into practice, including artistic practice.

More information about the symposium here.

  • September 15, 2021, 4.45 - 5.30 pm

From the affective dispositif to an affective nonconscious

  • July 10, 2021, 12.30 pm

ISPSO AM2021 Conference Berlin: Panel „Tackling the Twice“

  • May 17, 2021, 6.15 pm

Zum affektiven Nichtbewussten zwischen Mensch und Maschine

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Event – Vortrag von Marie-Luise Angerer am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Kunstuniversität Linz in Wien

Der Begriff des affektiven Nichtbewussten verfolgt eine doppelte Bewegung: ein „Einholen“ und „Anschließen“. Nicht „Entzug“ und „Mangel“ (wie im Falle des psychoanalytischen Unbewussten), sondern „Kopplung“: eine Intervention digitaler Technologien in die Sphäre des somatischen/organischen Empfindens und gleichzeitig ein Anschließen/Anschmiegen des Organischen an medientechnologisch aufgerüstete Umgebungen.

Die Entwicklung smarter Medientechnologien hat die Beziehung zwischen humanen und nonhumanen AkteurInnen verändert –nicht nur kommunizieren diese mit ihren menschlichen NutzerInnen, sie interagieren auch zwischen Umgebungen und produzieren ein Netz von Knotenpunkten, die als affektiv-digitales Nichtbewusstsein bezeichnet werden können.

Im Vortrag soll dabei ein Bogen von Freuds „Entwurf“ zum Modell eines plastisch-affektiven Gehirns gespannt werden, der die Frage des Nichtbewussten sowohl mit aktuellen Theorieansätzen (Hayles, Malabou u. a.) verbindet als auch mit Experimenten aus dem 19. Jahrhundert kurzschließt, als Naturwissenschafter wie Hermann von Helmholtz, Gustav Fechner oder Hugo Münsterberg den menschlichen Wahrnehmungs-und Reaktionsapparat in ihren Laboren unter die Lupe genommen haben. Vom Reflex zur Wahrnehmung und –nicht zurück, sondern zu einer neuen Inklusion von digitalen Co-Playern und einer hieraus notwendigen Redefinierung von Subjektivierungs-und sozialen Prozessen.

https://www.ifk.ac.at/medien-detail/marie-luise-angerer-zum-affektiven-nichtbewussten-zwischen-mensch-und-maschine.html

 

  • March 29-31, 2021

Technologies of Containment: Ontologies of Porosity, Leakiness and Holding (Zoom workshop)

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Event — Hosted by ZeM, with Zoe Sofoulis, Ingrid Richardson, Meredith Jones, Daniela Agostinho, Nanna Bonde Thylstrup, Dinesh Wadiwel, Christian Schwinghammer, Hannah Schmedes, and Marie-Luise Angerer and many others…..

At the turn of the millennium, Zoe Sofoulis published a landmark paper entitled Container Technologies (Sofia, 2000) that argued against western understandings of space as passive, feminine, and unintelligent, wherein containers and techniques of containment are relegated to the neglected background of technological history. Instead, she claimed space is an (inter)active form of containment that is constitutive of our being in the world, and complexly meshed with our cultural, gender and material specificities.

Two decades later, in the midst of the COVID-19 pandemic, ontologies of containment have become newly significant and contested. Wrapped in smart environments, locked down in ‘bubbles’ of viral co-habitation, increasingly residing in and through online networks, dependent on global container logistics delayed by border closures, we are subject to changing rules and regimes of social distancing, travel restrictions, quarantine requirements, personal protective equipment, as well as tracking and tracing operations, all aimed at controlling and containing viral vectors. This crisis has shocked the world and disturbed our understanding and experience of infrastructures, traffic, mobilities, and the (im)possibilities of social and embodied interaction.

Against this historical background, and in response to the contemporary context, a group of interdisciplinary scholars (from Germany, Norway, Denmark, Australia, the UK and the US) has collaborated to revisit the conceptual and material co-constitution of containment. Our pandemic experience directly confronts the affective dimensions of safety and shelter, and has heightened attention to the porosity of our technological bubbles, further exposing our leaky and vulnerable corporeality, and altering our corresponding metaphors of holding and boundary-crossing.

  • February 25. & 26., 2021, 3.00 pm - 6.00 pm & 10.00 am - 1.00 pm

Veranstaltung: Lektüre-Workshop der AG Affective Media Technologies (Zoom, 25. & 26. Februar 2021)

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Event — Die AG Affective Media Technologies lädt herzlich zu ihrem dritten (diesmal virtuellen) Lektüre-Workshop ein!

Lektüre:

Andrew McStay: Emotional AI. The Rise of Empathic Media (2018, SAGE Publications) (ausgewählte Kapitel werden zur Verfügung gestellt)

Bernd Bösel, Serjoscha Wiemer (Hg.): Affective Transformations. Politics – Algorithms – Media. (2020, meson press) (ausgewählte Beiträge)
(Download hier:
https://meson.press/books/affective-transformations/)

Format:

Die Workshop-Reihe dient dem Austausch über Ansätze medienkulturwissenschaftlicher Affektforschung, insbesondere im Hinblick auf Konturierungen techno-affektiver Dispositive und gegenwärtige Tendenzen der Gouvernementalisierung von Affekten. Im Zentrum stehen der inhaltliche Austausch und die Lektüre theoretischer Grundlagentexte. Darüber hinaus werden Perspektiven für die gemeinsame Arbeit und zukünftige Projekte innerhalb der AG besprochen. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten aus medienwissenschaftlichen und benachbarten Forschungsfeldern. Im Vorfeld vereinbaren die TeilnehmerInnen, welche Buchabschnitte von allen gelesen werden und wer zusätzlich noch weitere Kapitel lesen kann, um sie im Laufe des Workshops den anderen TeilnehmerInnen vorzustellen.

Nach den bisherigen Diskussionen von Positive Computing (Dorian Peters & Rafael A. Calvo) sowie Unthought (N. Katherine Hayles), widmet sich der dritte Lektüre-Workshop Andrew McStays Emotional AI: The Rise of Empathic Media (2018, SAGE Publications) sowie ausgewählten Beitragen aus dem Band Affective Transformations. Politics – Algorithms – Media (2020, meson press), der mit der Gründung der AG in engem Zusammenhang steht.

Zu den Texten:

McStays Emotional AI: The Rise of Empathic Media zeichnet die Entwicklung emotionssensitiver Medientechnologien nach, um sie mithilfe etablierter Theorien der Affekt- und Emotionsforschung sowie unter Berücksichtigung eigener empirischer Erhebungen zu diskutieren. Er nimmt hierbei zum einen Bezug auf die zunehmende Maschinenlesbarkeit von Affekten im Kontext von sprach- und gesichtsbasierten Verfahren der Emotions- und Stimmungserkennung. Zum anderen bezieht sich der Autor am Beispiel von Gaming und Virtual Reality auf Phänomene affektiven Medienerlebens – als Teil einer umfassenden Industrialisierung und Ökonomisierung von Gefühlen. Zu den weiteren Aspekten, die im Buch behandelt werden, zählen Verhaltensökonomik, Datenschutz sowie Möglichkeiten und Bedarfe politischer Regulierungen in Europa. Als Besonderheit (und möglicherweise Stärke) des Buches ist der Korpus an Interviews mit Vertreter*innen aus den Anwendungsfeldern emotionssensitiver Technologien hervorzuheben, den der Autor in seine Analysen einfließen lässt.

Andrew McStay ist Professor für Digitale Medien und Direktor des Netzwerkes Media and Persuasive Communication an der Universität Bangor in Großbritannien. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Medien, Privatheit und digitale Kultur.
Link zum Buch:
https://uk.sagepub.com/en-gb/eur/emotional-ai/book251642
Projekt-Website Emotional AI:
https://emotionalai.org/

Der Band Affective Transformations. Politics – Algorithms – Media setzt sich dezidiert kritisch mit der Entwicklung affektiver Medien auseinander. Die Beiträger*innen kommen aus den Disziplinen Medienwissenschaft, Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaft. Hier der Klappentext:

„Has the Affective Turn itself turned sour? Two seemingly contradictory developments serve as starting points for this volume. First, technologies from affective computing to social robotics focus on the recognition and modulation of human affectivity. Affect gets measured, calculated, controlled. Second, we witness a deeply concerning rise of hate speech, cybermobbing, and incitement to violence via social media. Affect gets mobilized, fomented, unleashed. Politics has become affective to such an extent that we’ll have to rethink our regimes of affect organization. Media and Affect Studies now have to prove that they can cope with the return of the affective real.“

Link zum Buch (und OPEN ACCESS Download):
https://meson.press/books/affective-transformations/

Anmeldung:

Wenn Sie Interesse haben teilzunehmen, senden Sie bitte bis 05. Februar 2021 eine Mail an bernd.boesel@uni-potsdam.de. Im Anschluss daran wenden wir uns nochmal an alle Teilnehmer*innen, um einen pragmatischen Vorschlag für eine Aufteilung der Lektüren zu machen. Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen!

Weitere Informationen:
http://gfmedienwissenschaft.de/gesellschaft/ags/ag-affective-media-technologies
http://affectivemediastudies.de/

  • December 19, 2020

#4GenderStudies: An Intersectional Perspective on Anger

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Blog — In her current research Anne Potjans explores anger as »affective reaction«. With focus on the US-American context she examines, how emotional expression, and more specifically expressions of rage and anger are circumscribed by social hierarchies.

For science day #4GenderStudies she has summarized her intersectional approach to anger: »(…) recent displays of racialized violence combined with the latest surge of resistance to such violence has created a field of tension within which conversations about race and racism are currently taking place. The Covid-19 pandemic fuels and necessitates those conversations and highlights the social imbalance when it comes to Black and Brown people’s quality of life. Systemic exclusion at the intersections of race, gender, sexuality, class, and (dis-)ability, and the resulting lack of access to basic physical and psychological care are issues that mark the current political moment. In Black diasporic contexts, state sanctioned violence has been a key topic in Black cultural productions. Numerous authors, artists, and scholars have explored the connection between the transatlantic slave trade, Black genocide, and anti-Black racism in the present.

(…) Centering a Black feminist perspective, I draw on bell hooks, Audre Lorde, Bettina Judd, Brittney Cooper, Alys Eve Weinbaum, and Claudia Tate among others, who have identified anger at racialized oppression and the continuous experience of inequality as a major component of Black people’s interiority: whether openly expressed, repressed, internalized, transformed or otherwise navigated, anger and rage can be seen as affective responses that call attention to the experience of injustice and unequal treatment. In other words, I understand Black anger as an affective reaction that exhibits the emotional imprint of an ongoing history of racialized violence and trauma. Representations of Black anger – both as a site for analysis, as well as an analytical tool – capture the paradox between »the unthinkability of Black feeling within the onto-epistemological framework that structures civil society« (Palmer, »Black Affect«, 2017: 32). They also depict the ways in which Black anger is often seen as unjustified, pathological and destructive, and therefore repressed. At the same time, if we look at the ways in which this anger is contained and curtailed and kept from being expressed, it uncovers the fact that Black anger is perceived as dangerous to the status quo of white mainstream society, and that it is rooted in knowledge, a different kind of truth, creative potential, and an overall capacity to effect fundamental systemic change. As Audre Lorde reminds us: »Anger is loaded with information and energy« (»The Uses of Anger«) … read more

Anne Potjans teaches American literature and culture at the department of English and American Studies at the Humboldt-Universität zu Berlin, where she also works on her PhD project with the working title »›Why Are You So Angry?‹ − The Uses of Rage and Abjection in Black Feminist Literature« (working title).

#4GenderStudies is part of a science day of the same name organized by the ZtG (Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien).

  • November 11, 2020

New volume out now: »Affective Transformations. Politics – Algorithms – Media« (meson press 2020)

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Publication — We are pleased to announce that our new volume »Affective Transformations. Politics – Algorithms – Media«, edited by Bernd Bösel und Serjoscha Wiemer (meson press 2020) is now available.

The open access version of this volume is available here: https://meson.press/books/affective-transformations/

Has the Affective Turn itself turned sour? Two seemingly contradictory developments serve as starting points for this volume. First, technologies from affective computing to social robotics focus on the recognition and modulation of human affectivity. Affect gets measured, calculated, controlled. Second, we witness a deeply concerning rise in hate speech, cybermobbing, and incitement to violence via social media. Affect gets mobilized, fomented, unleashed. Politics has become affective to such an extent that we need to rethink our regimes of affect organization. Media and Affect Studies now have to prove that they can cope with the return of the affective real.

»Affective Transformations. Politics – Algorithms – Media« is based on the conference of the same title that took place at the University of Potsdam in November 2017. It sums up the results of the scientic network »Affect- and Psychotechnology Studies« that was funded by DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft). The volume received additional funding by ZeM – Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften.

Table of Contents

Affective Transformations: An Introduction
Bernd Bösel

Affect: On the Turn
Paul Stenner

Algorithm Awareness: Towards a Philosophy of Artifactuality
Gabriele Gramelsberger

Affective Media Regulation: Or, How to Counter the Blackboxing of Emotional Life
Bernd Bösel

From Social Data to Body Data to Psy Data: Tap, Tap, Tap
Oliver Leistert

Affective Milieus: Intensive Couplings, Technical Sentience, and a Nonconscious In-between
Marie-Luise Angerer

Synhaptic Sensibility
Pierre Cassou-Noguès

Encoding Proximity: Intuition in Human-Robot Collaborations
Dawid Kasprowicz

Autonomous Dwelling: Smart Homes and Care IT
Irina Kaldrack

Happy, Happy, Sad, Sad: Do You Feel Me? Constellations of Desires in Affective Technologies
Serjoscha Wiemer

Mediated Humanitarian Affect
Andrew A. G. Ross

Affection and Dividuation
Michaela Ott

Attuning to What? The Uncanny Revival of the Aestheticization of Politics
Mathias Fuchs

Witnessing the Dismantlement of a Proven Structure of Belief: The Challenge of Populism and Alternative Facts to Liberal Democracy
Jean Clam

Alien Thinking: On the Return of the Sublime as an Affective Medium
Markus Rautzenberg

Link: https://meson.press/books/affective-transformations/

  • October 31, 2020

Reflexhaft entscheiden müssen: Notiz zur Straße als affektives Medium

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Blog — Beitrag von Bernd Bösel zum affektiven Medium »Straße«

In seinem mit dem Tractatus-Preis ausgezeichneten Essay Todesalgorithmus. Das Dilemma der künstlichen Intelligenz kommt Roberto Simanowski auf eines der meistdiskutierten Probleme rund um die angeblich kurz bevorstehende Einführung autonomer Kraftfahrzeuge zu sprechen. Es handelt sich um das mittlerweile auch außerhalb der Moralphilosophie einigermaßen bekannt gewordene »Trolley-Problem«, in deutscher Übertragung auch als »Weichenstellerfall« bekannt. Nur kurz zur Erinnerung: Das Gedankenexperiment hat die Unausweichlichkeit eines Unglücks zum Inhalt, bei dem der moralische Akteur nur eine Option hat: nämlich durch die Umstellung einer Weiche – oder das Unterlassen derselben – darüber zu bestimmen, welche bzw. wie viele Personen geopfert werden sollen.

Simanowski arbeitet auf wenigen Seiten heraus, inwiefern die Beantwortung dieses Problems (von dem es natürlich zahllose Varianten gibt) von dem Ethiktypus abhängt, den man grundsätzlich vertritt. Während die vor allem in Europa (und insbesondere in der deutschsprachigen Philosophie) verbreitete Pflichtenethik (Deontologie) sich ganz und gar nach den Prinzipien zu richten versucht, die ein moralisches Subjekt verfolgen muss, um überhaupt als moralisch gelten zu können (allen voran: das Verbot der Instrumentalisierung anderer Personen), ist die insbesondere in der englischsprachigen Philosophie beliebte Folgenethik (Konsequentialismus) sehr viel pragmatischer an den sicheren oder wahrscheinlichen Konsequenzen einer moralischen Entscheidung orientiert. Die Alternative Prinzipientreue oder Utilitarismus entscheidet nun darüber mit, ob Probleme wie dasjenige des Weichenstellers als prinzipiell lösbar erachtet werden. Strikte Deontologen müssen etwa Vorschläge der Art, dass man ja die Opferung einer oder weniger Personen zugunsten der größeren Zahl in Kauf nehmen könne, als strikt unmoralisch ablehnen, weil dann die Wenigen (oder der/die Eine) als Mittel zum Zweck der Rettung der Vielen instrumentalisiert würden.

Zu diesem Ergebnis kam auch die 2016 vom deutschen Verkehrsminister eingesetzte Ethikkommission Automatisiertes und Vernetztes Fahren, die für eine unausweichliche Unfallsituation »jede Qualifizierung nach persönlichen Merkmalen (Alter, Geschlecht, körperliche oder geistige Konstitution)« sowie jede »Aufrechnung von Opfern« strikt untersagt (zitiert nach Simanowski 2020, 25). Somit kommen die laut Selbsteinschätzung der Bundesregierung »weltweit ersten Leitlinien für die Algorithmen automatisierter und vernetzter Fahrsysteme« (BMVI 2017, 2) zu dem Ergebnis, dass die Programmierung von konsequentialistischen Lösungen des Trolley-Problems verfassungswidrig ist. Dazu Simanowski: »Der Gesetzesverstoß liegt in der Vorentscheidung. Denn sie erfolgt, anders als die reflexhafte Reaktion eines menschlichen Fahrers, die kaum als Entscheidung zu bezeichnen ist, mit Bedacht und kaltem Blut.« (Simanowski 2020, 34) Anders gesagt, die Entscheidung im Ernstfall soll und muss dem »situativen individuellen Reflex« (35) der jeweiligen Fahrer*innen überlassen werden. Eher Reflex als Entscheidung: denn die Geschwindigkeit, mit der sich der Ernstfall im Gedankenexperiment abspielt, erlaubt es nicht, mit Bedacht und kaltem Blut darüber zu reflektieren, was jetzt und überhaupt die beste Handlungsweise wäre. Das Blut kocht zu sehr hoch für eine solchen deliberativen Prozess.

Was Simanowski in seinem Essay als menschlichen Reflex bezeichnet, nennt er in seiner Rede anlässlich der Verleihung des Tractatus-Preises eine »Entscheidung im Affekt« (https://www.philosophicum.com/tractatus/video-preisverleihung-2020, 38:30). Wenn nun die Bundesregierung die kalte Vorentscheidung darüber, wer im Ernstfall geopfert werden soll, so strikt ablehnt, dann wird offenbar die heiße Entscheidung im Reflex oder eben im Affekt zur ethisch-juridischen Norm erhoben. Der Straßenverkehr ist genau der Ort, wo im Ernstfall immer im Affekt entschieden werden muss. Genauer gefasst: Es gibt Situationen, die mit solcher Geschwindigkeit ablaufen, dass nur der Affekt eine Entscheidung bringen kann, wenn man an der Autonomie der Verkehrsteilnehmer*innen festhalten will. Der Affekt rettet gewissermaßen die Autonomie. Es ist dann aber, wie Simanowski zurecht schreibt, eine Entscheidung, die »kaum als Entscheidung zu bezeichnen ist«. Treffender kann man die Unbestimmtheit, die die Ethikkommission hier implizit affirmiert, nicht zum Ausdruck bringen.

Eine solche ethisch-juridische Aufwertung ist dem Affekt bisher selten widerfahren. Mit Genuss zitiert Simanowski noch einen weiteren Kommentar aus dem Bericht der Ethikkommission zum Automatisierten Fahren, demzufolge es Ausdruck menschlicher Autonomie sei, »auch objektiv unvernünftige Entscheidungen wie eine aggressive Fahrhaltung oder ein Überschreiten der Richtgeschwindigkeit zu treffen« (Simanowski 2020, 92). Dass eine deutsche Ethikkommission indirekt zum Ausagieren von road rage ermuntern würde, hätte man sich vermutlich nicht träumen lassen.

Halten wir fest: In der Bundesrepublik Deutschland wird durch den Bericht der Ethikkommission der Affekt im Sinne eines reflexhaften, wohlweislich unüberlegten Reagierens mit der Unausweichlichkeit sich mit hoher Geschwindigkeit abspielender Situationen im Straßenverkehr verquickt. Straße, Geschwindigkeit, Affekt: diese Trias ist Verkehrsteilnehmer*innen insbesondere auf deutschen Autobahnen nur zu gut bekannt. Ich erinnere mich an viele Gespräche unter Österreicher*innen, in denen die erstmalige Auffahrt auf eine deutsche Autobahn zu einer Art Initiationsritual hochstilisiert wurde. Denn in Österreich wird man unweigerlich darauf sozialisiert, die Zahl 130 als absolut höchstes zulässiges Fahrtempo zu verinnerlichen – schnelleres Fahren ist auf öffentlichen Straßen legal nicht möglich (und das hat nicht nur mit den vielbesungenen Bergen zu tun – es gäbe im österreichischen Flachland durchaus Streckenabschnitte, die für schnelleres Fahren freigegeben werden könnten). Die Einsicht, dass Deutschland über Autobahnabschnitte verfügt, auf denen gar keine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt, gibt folgerichtig Anlass zu Träumen und Ängsten zugleich. Die Ängste beziehen sich auf die imaginierten Geschwindigkeitsräusche deutscher (oder in Deutschland fahrender) Autofahrer*innen, mitsamt dem aggressiven Fahrverhalten, das mit hohem Tempo schon allein aufgrund des psychophysischen Erregungslevels einhergeht. Die Träume geben umgekehrt der Sehnsucht Ausdruck, sich selbst einmal zumindest ohne Furcht vor strafrechtlichen Konsequenzen dem »Need for Speed« hingeben zu können (um den Titel einer beliebten und langlebigen Videospielserie zu zitieren, der die Trias von Straße, Affekt und Geschwindigkeit unübertroffen zum Ausdruck bringt – andererseits: »Fast und Furious« steht dem nicht weit nach). Bislang findet diese Sehnsucht auch ihre Erfüllung: Erst im Oktober 2019 hat der Bundestag dem von den Grünen eingebrachten Antrag auf Einführung eines Tempolimits von 130 km/h eine deutliche Absage erteilt. Argumentiert wurde die Ablehnung u. a. mit der Sorge vor einer Totalüberwachung der Autobahnen; gewiss spielt aber auch ein gewisser maskulinistischer Stolz eine Rolle, denn bekanntlich dient die deutsche Autobahn als Medium für die Selbstvergewisserung deutscher Ingenieurskunst. Der Wert des deutschen Autos bedarf ja auch einer Bühne für seine Zurschaustellung. Insofern ist der Aussage eines CSU-Abgeordneten, dass es sich in der Frage des Tempolimits um eine »ideologische Forderung« (FAZ 2019) handle, durchaus zuzustimmen, wenn auch in umgekehrter Richtung als vom Sprecher intendiert.

*

Die Straße als ein Medium zu betrachten, das ist für die Medientheorie ein altbekanntes Motiv, auch wenn es nicht zu ihren wirkmächtigsten zählt. Immerhin aber hat McLuhan der Straße in Understanding Media ein eigenes Kapitel gewidmet, und bei Paul Virilio wurde sie zu einem der klassischen Chronotopoi (um einen nahezu medientheorischen Begriff Michail Bachtins aufzugreifen) für die Manifestation von Geschwindigkeit und Beschleunigung. Dennoch kommt Walter Seitter noch 2002 in seiner Physik der Medien nicht umhin, festzustellen, dass die Straße für lange Zeit »theoretisch unsichtbar« war und ihre Erkenntnisgeschichte trotz der auch von Seitter gewürdigten Medientheoretiker McLuhan, Virilio und einiger weniger anderer dürftig geblieben sei (Seitter 2002, 130). Originell an Seitters Erörterung des Mediums Straße ist, dass er sie mit dem Begriff der Fluchtlinie von Gilles Deleuze und Félix Guattari in Verbindung bringt und zudem einen »Absentierungsimperativ« geltend macht (140): Bedingung für die Benutzung einer Straße sei, dass man sich auf ihr fortbewegen müsse; anders gesagt, wer auf eine Straße gerät, muss glaubhaft machen, dass er sich auf ihr anderswohin bewegt, andernfalls er polizeilichen Maßnahmen unterzogen werde. Einmal mehr erlaubt die Straße gerade nicht jenes Innehalten, das für die freie Deliberation notwendig wäre. Ganz im Gegenteil: Sie erzwingt Bewegung und damit eine Mindestgeschwindigkeit. Dass in den Straßenverkehrsordnungen nicht nur Höchst-, sondern eben tatsächlich auch Mindestgeschwindigkeiten festgelegt sind, bindet dieses Grundprinzip des Sich-Fortbewegen-Müssens an eine pragmatisch festgelegte, dann aber eben auch rechtsverbindliche Tempoangabe.

Damit ist aber freilich nicht alles gesagt, was über die Straße als Medium gesagt werden muss. Denn gerade in der letzten Jahren wurde die Straße als Chronotopos einer ganz anderen Performativität als derjenigen des Sich-Fort-Bewegens gewürdigt. Gerade im langsamen, kollektiven Abschreiten und sogar Blockieren einer Straße, etwa im Rahmen von Demonstrationen und Kundgebungen, wird diese andere Performativität sinnfällig. Judith Butler hat sich in ihren Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung zum Gefühl einer »freudigen Erregung« bekannt, die mit der »Vorstellung von Körpern, die gemeinsam auf die Straße gehen« hochkommt (Butler 2016, 164). Zugleich äußerst sie aber Zweifel daran, ob diese freudige Erregung per se gerechtfertigt ist, wenn man sich als progressive linke Theoretiker*in versteht. Denn es ist ja klar (und dennoch muss Butler in ihrem Text daran erinnern), dass es kein linkes Privileg oder Alleinstellungsmerkmal ist, sich auf der Straße versammeln und über die erregenden Affekte der Vergemeinschaftung jubeln zu können (was in Zeiten der regelmäßigen Demonstrationen von Corona-Leugner*innen und Rechtsradikalen noch klarer sein dürfte als zur Zeit der Abfassung von Butlers Anmerkungen). Anstatt dem Affekt das Argument zu überlassen, fordert Butler dazu auf zu fragen, »welchen gefühlten Sinn von Ungerechtigkeit und Unlebbarkeit« die sich versammelnden, wogenden Gruppen teilen und »welche Anzeichen der Möglichkeit des Wandels ihr Gemeinschaftsgefühl stärken« (177). Anders gesagt: sie fordert eine Analyse der Affekte der sich auf der Straße Versammelnden – eine Straßenaffektanalyse, wenn man so will – und nicht alle dieser Affekte bzw. die aus ihnen erwachsenden Forderungen stehen mit demokratischen Prinzipien im Einklang. Dennoch hält sie in ihrer Auseinandersetzung mit den Protesten vom Kairoer Tahrir-Platz fest, dass manchmal gerade deshalb eine Revolution entsteht, »weil alle sich weigern, nach Hause zu gehen, und auf der Straße als dem Ort ihrer konvergenten und temporären Kohabitation ausharren« (132).

Es gibt also quer zu jenem Absentierungsimperativ, den Seitter stark gemacht hatte, auch ganz andere Performativitäten als die des bloßen Sich-Fortbewegens. Man kann sich auf der Straße auch bewusst zur demonstrativen Unterbietung des Mindesttempos entschließen, bis hin zum Stillstehen und Verweilen, das je nach Dauer zur temporären Kohabitation führen kann, von der Butler spricht. Man muss übrigens an dieser Stelle zumindest anerkennen, dass es auch unfreiwillige Formen der Kohabitation auf der Straße gibt – gemeint ist natürlich die Obdachlosigkeit, das »auf der Straße leben«, das in den härtesten Fällen zu einer nicht bloß temporären, sondern permanenten Kohabitation führt und das gewiss mit ganz anderen Affekten einhergeht als die Versammlung auf der Straße aus politischen Gründen.

Trotz dieser diskursiven Vorsichtsmaßnahmen wird mit Butler deutlich, dass das affektive Medium Straße glücklicherweise nicht auf Aggression, Hass und Ausgrenzung festgelegt ist. Die von der Ethikkommission des Verkehrsministeriums eingeräumte Freiheit zu »aggressivem Fahrverhalten« muss nicht das letzte Wort haben. Umsichtiger wäre es da schon, jenen Autonomiebestrebungen stattzugeben, die gerade gegen die maskulinistische road rage und gegen motorisierte Gewalt auf ein anderes Genießenkönnen des Straßengebrauchs setzt. Gemeint ist beispielsweise »die affektive Kraft des Radfahrens«, die Julia Bee zufolge zu ihrer freieren Entfaltung eine »Umverteilung von Straße« erforderlich mache (Bee 2018). Darüber hinaus lässt sich die Straße als ein unersetzbarer Schauplatz für jenes spontane und immersive Theater verstehen, das schon Henri Lefebvre (2014) im Sinn hatte: mit all ihrem Chaos, ihrem Lärm, ihrer Aufdringlichkeit, aber eben auch den unvorhersehbaren Begegnungen, Spektakeln – und machmal auch Freuden. Die Straße ist eben nicht nur der Ort, wo ein Trolley auf einen zukommt und man schnell mal entscheiden muss, ob man den Schalter umlegt, den eine unerklärliche Kontingenz einem in die Hand gedrückt hat.

Quellen:

Bee, Julia (2018): »Lob des Fahrradfeminismus«, in: Gender-Blog der Zeitschrift für Medienwissenschaft, https://www.zfmedienwissenschaft.de/online/blog/lob-des-fahrradfeminismus (aufgerufen am 31.10.2020).

BMVI (2017): Maßnahmenplan der Bundesregierung zum Bericht der Ethik-Kommission Automatisiertes und Vernetztes Fahren. Berlin: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Butler, Judith (2016): Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung. Berlin: Suhrkamp.

FAZ (2019): »Bundestag lehnt Tempolimit auf Autobahnen klar ab«, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2019, https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/abstimmung-im-bundestag-kein-tempolimit-auf-deutschen-autobahnen-16438596.html#void (aufgerufen am 31.10.2020).

Lefebvre, Henri (2014): Die Revolution der Städte. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.

Seitter, Walter (2002): Physik der Medien. Materialien – Apparate – Präsentierungen. Weimar: VDG.

Simanowski, Roberto (2020): Todesalgorithmus. Das Dilemma der künstlichen Intelligenz. Wien: Passagen.

  • March 13, 2020

Blog-Reihe: Alles Affekt, oder was?

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Blog — Mit dem Blog »Im Affekt« auf filmdienst.de spürt der Siegfried-Kracauer-Stipendiat Till Kadritzke in den nächsten Monaten den »politischen Affekten« des Kinos nach.

»Ein Allgemeinplatz: Im Kino verarbeiten wir nicht bloß Informationen, sondern werden direkt und unmittelbar mit bewegten Bildern konfrontiert, die etwas in uns bewegen. Ein Film ist eine Erfahrung, bevor er zum Gegenstand der Reflexion wird. Damit ist alles und nichts gesagt. Film wirkt im Affekt, so viel ist klar, aber auch unklar.

Der Begriff des Affekts geistert seit jeher durch Theorien des Films. Doch spätestens seit dem sogenannten ›affective turn‹ in den Kulturwissenschaften kommt man zumindest im akademischen Bereich kaum mehr ohne ihn aus. Aber auch in der politischen Debatte ist das Interesse an den affektiven Dynamiken, die die Gesellschaft zusammenhalten oder auseinandertreiben, in den letzten Jahren merklich gestiegen. ›Rechtspopulismus‹ erscheint als ein zu harmloser Begriff für das Phänomen, dass eine neofaschistische Politik von vielen nicht nur für vernünftig gehalten, sondern aktiv begehrt wird. In seiner Geschichte des Weimarer Kinos hatte Siegfried Krakauer über die ›Kleinbourgeoisie‹ geschrieben: ›Ihre Kapitulation vor den Nazis beruhte mehr auf emotionalen Fixierungen als auf Einschätzung der wirklichen Lage.‹« … weiterlesen

Filmdienst.de liefert Rezensionen zu allen deutschen Kinostarts, ausgewählte Heimkino-Kritiken, Fernsehtipps sowie Hintergrundartikel, Interviews und Neuigkeiten rund ums Kino und die Filmkultur.

 

  • March 26, 2020, 11.00 am – 6.00 pm

CANCELLED – Lektüre-Workshop und Treffen der AG »Affective Media Technologies«

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Event — Die AG »Affective Media Technologies« lädt herzlich zu ihrem dritten Workshop ein und widmet sich der Lektüre von Andrew McStays Emotional AI. The Rise of Empathic Media (2018, SAGE Publications)

Die Workshop-Reihe dient dem Austausch über Ansätze medienkulturwissenschaftlicher Affektforschung, insbesondere im Hinblick auf Konturierungen techno-affektiver Dispositive und gegenwärtige Tendenzen der Gouvernementalisierung von Affekten. Im Zentrum stehen der inhaltliche Austausch und die Lektüre theoretischer Grundlagentexte. Darüber hinaus werden Perspektiven für die gemeinsame Arbeit und zukünftige Projekte innerhalb der AG besprochen. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten aus medienwissenschaftlichen und benachbarten Forschungsfeldern.

Nach den Lektüren von Positive Computing (Dorian Peters & Rafael A. Calvo) sowie Unthought (N. Katherine Hayleswidmet sich der dritte Lektüre-Workshop Andrew McStays Emotional AI: The Rise of Empathic Media (2018, SAGE Publications). Das Buch zeichnet die Entwicklung emotionssensitiver Medientechnologien nach, um sie mithilfe etablierter Theorien der Affekt- und Emotionsforschung sowie unter Berücksichtigung eigener empirischer Erhebungen zu diskutieren.

McStay nimmt hierbei zum einen Bezug auf die zunehmende Maschinenlesbarkeit von Affekten im Kontext von sprach- und gesichtsbasierten Verfahren der Emotions- und Stimmungserkennung. Zum anderen bezieht sich der Autor am Beispiel von Gaming und Virtual Reality auf Phänomene affektiven Medienerlebens – als Teil einer umfassenden Industrialisierung und Ökonomisierung von Gefühlen. Zu den weiteren Aspekten, die im Buch behandelt werden, zählen Verhaltensökonomik, Datenschutz sowie Möglichkeiten und Bedarfe politischer Regulierungen in Europa. Als Besonderheit (und möglicherweise Stärke) des Buches ist der Korpus an Interviews mit Vertreter*innen aus den Anwendungsfeldern emotionssensitiver Technologien hervorzuheben, den der Autor in seine Analysen einfließen lässt.

Andrew McStay ist Professor für Digitale Medien und Direktor des Netzwerkes Media and Persuasive Communication an der Universität Bangor in Großbritannien. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Medien, Privatheit und digitale Kultur.

Link zum Buch:
https://uk.sagepub.com/en-gb/eur/emotional-ai/book251642

Projekt-Website Emotional AI:
https://emotionalai.org/

Vita des Autors

Anmeldung zur Teilnahme bitte bis 05. März 2020 an Serjoscha Wiemer (swiemer@campus.uni-paderborn.de) und/oder Bernd Bösel (bernd.boesel@uni-potsdam.de) senden. Im Anschluss daran wenden wir uns nochmal an alle Teilnehmer*innen, um einen pragmatischen Vorschlag für eine verteilte Lektüre des Buchs zu machen.

Affective Media Technologies: Mission Statement

Die Regulierung von Affekten und Emotionen ist von historischen, kulturellen, soziopolitischen und vor allem auch medientechnischen Entwicklungen abhängig. Wie Emotionen kodiert und zum Ausdruck gebracht werden, welche ›display rules‹ hierbei gelten, welche Affekte in welchem Milieu wie bewertet werden, hängt von einer Fülle von Faktoren ab, die in historischen, medien- und kulturwissenschaftlichen Ansätzen zur Emotionsforschung und zur Gouvernementalisierung der Affekte untersucht werden.

Die Digitalisierung der Affekte bringt allerdings einen grundlegenden Wandel mit sich, der alle bisherigen psychotechnischen Verfahren in den Schatten stellt. Gemeint sind hier die automatisierten Affekt- und Psychotechnologien, die zum Erfassen, Speichern, Messen, Kategorisieren, Katalogisieren, Operationalisieren, Simulieren und Induzieren affektiver Zustände entwickelt und implementiert werden. Forschungs- und Anwendungsfelder wie ›Affective Computing‹, ›Sentiment Analysis‹, ›Gamification‹ oder Psycho-Informatik werfen u. a. folgende grundlegende Fragen auf: Welche techno-affektiven Dispositive werden hierbei entwickelt und im Alltagsleben platziert und wie werden diese durch die UserInnen adaptiert? Wie verändert sich dadurch die materielle, leibliche Erfahrungsdimension des Affektiven? Welche Verhaltens- und Ausdrucksnormen werden dabei implementiert und somit fortgeschrieben? In welchem neuen Verhältnis stehen Normalisierung und Devianz?

Weitere Informationen unter:
http://gfmedienwissenschaft.de/gesellschaft/ags/ag-affective-media-technologies

  • January 15, 2020, 6.00 pm – 8.00 pm

Vom Unbewussten zum Nichtbewussten: Affektiv-digitale Transformationen

  • October 24, 2019, 7.00 pm – 8.30 pm

Genealogical Aspects of the Material Turn: From Language to Affect, from Representation to Diffraction, so far

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Event — Forum Dans #3 in cooperation with #choreography in Oslo: Marie-Luise Angerer about »Genealogical Aspects of the Material Turn«

Throughout a large part of the 20th century, the body was interpreted as a field of signs, the meaning of which pointed to an unconscious dimension. Starting in the early 1990s, however, a deep shift occured in the way the body was interpreted. A new movement cast tremendous doubt on the hegemony of language and instead advocated a performative, pictorial and affective approach – the so-called »new material turn«. In the words of Karen Barad, this turn inquired as to why meaning, history and truth are assigned to language only, whereas the movements of materiality are given less prominence: »How did language come to be more trustworthy than matter? Why are language and culture granted their own agency and historicity while matter is figured as passive and immutable.« With this shift towards the material, bodies began to be seen in a different light and their materiality understood as something that follows its own laws and movements. At the same time, the developments in media technology are characterized by an intensification that consists in understanding once separate entities as radically open systems. Human and animal bodies, technical and »natural« environments, are connected in complex ways via processes of organic sentience and algorithmic sensors. Donna Haraway’s companion species, Lynn Margulis’ parasites, and Myra Hird’s micro-ontology all point to processes of contagion, infiltration, and multiple agencies that call not only for a thinking in relations but for a thinking »as embedded, embodied and even … as the very ’stuff of the world‘.« (Asberg, Thiele & van der Tuin 2015, 152)

Forum Dans was established by the Academy of Dance at Oslo National Academy of the Arts (KHiO) in 2018. The aim of the forum is to open up and expand the room for debate and dialogue regarding relevant issues and topics within the field of dance. Forum Dance #3 is a collaboration with #choreography, a lecture series created by Rosalind Goldberg in relation to her Ph.D. project. #Choreography aims to open for questions and give an insight into thoughts alongside her research project.

For more information, see: https://khio.no/en/events/951

 

  • September 26, 2019, 10.00 am – 12.00 am

Symposium: Materielle Bedingungen affektiver Medien

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Event — Bericht zum Symposium der GfM Jahrestagung 2019 in Köln

Die gegenwärtige Konjunktur des Neuen Materialismus ist eng mit den geistes- und kulturwissenschaftlichen Diskursen um Affektivität verschränkt. Das Panel »Materielle Bedingungen affektiver Medien« der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) 2019, die vom 25.09.–28.09. in Köln stattfand, ging dieser sowohl theoretischen als auch praktischen Verfangung von Affekt und Materialität anhand unterschiedlicher Fallbeispiele nach.

Affektive Medien adressieren primär zumeist bestimmte Sinnesmodalitäten, um von dort aus Wirkungen auf die gesamte Physis der Adressat*innen auszuüben. Anhand von nahsinnlichen (spüren, schmecken, riechen) wie von fernsinnlichen (hören, sehen) Praxeologien sollte befragt werden, wie dabei jeweils materielle Grundlagen und ihre eigentümlichen Agenzien berücksichtigt werden müssen und inwieweit Materialität die prozessuale Entfaltung der Affektivität mitbestimmt. Mit den jeweiligen Schwerpunkten der Beiträge des Panels – dem Ausstellen, dem Stimmen (tuning) sowie dem (maschinengestützte) Berühren – sollten Modi affektiver Eingriffe und Hervorbringungen beschreibbar werden.

Beiträge des Symposiums
Chair: Serjoscha Wiemer (Universität Paderborn)

»Berühren und Rühren. Temple Grandins »Squeeze Machine« und Amanda Baggs’ »In my language««
Daniela Wentz
Leuphana Universität Lüneburg
Der Vortrag nahm sich zwei unterschiedliche Phänomene zum Ausgangspunkt. Zum ersten die von der Tier- und Autismuswissenschaftlerin Temple Grandin zu eigentherapeutischen Zwecken entwickelte »Squeeze Machine«, eine begehbare Vorrichtung, die regulierbaren Druck auf den Körper ausübt. Diese »Zaubermachine« erfüllt mannigfache Bedürfnisse Grandins: etwa Beruhigung, nervliche Entlastung und kontrollierbaren körperlichen Kontakt, den Grandin von anderen Menschen nicht erträgt. Das zweite Phänomen ist das von Autismusaktivistin Amanda Baggs produzierte YouTube-Video »In My Language« (2007). In diesem Video thematisiert Baggs die angenommene Kommunikationsunfähigkeit bei nicht sprechenden Menschen im Autismusspektrum und stellt dieser Annahme ein breiteres, sprachliche Diskursivität weit übersteigendes Verständnis von Kommunikation entgegen: »My language is not about designing words or even visual symbols for people to interpret. It is about being in a constant conversation with every aspect of my environment.« In beiden Fällen, bei Grandin und Baggs, steht die nahsinnliche Erfahrung von Materialität als soziomaterielle Praktik im Zentrum. Materialität ist hier vor allem Bedingung und Medium eines affektiven Erlebens und der Herstellung von nicht-anthropozentrischer Empathie.

»Affektive Assemblagen. Medien und Materialitäten im Kontext von Ausstellungen (in) der zeitgenössischen Kunst«
Svetlana Chernyshova
Heinrich Heine Universität Düsseldorf
Als »Konfigurationen von ästhetischen Erfahrungen« bieten Ausstellungssituationen einen Modus, der eine ganz spezifische Art und Weise der Auseinandersetzung mit Sinnesmodalitäten, aber auch Materialitäten ermöglicht. Der Vortrag präsentierte den Vorschlag, medienökologischen Überlegungen folgend, Ausstellungssituationen als affektive Assemblagen zu diskutieren. Dabei wird die Ausstellung als ein Modus begriffen, der mit bestimmten Affekttechnologien operiert und zugleich von diesen mithervorgebracht wird (im Sinne einer »mutual inclusion« (Brian Massumi)). Wie lassen sich Materialität und schließlich auch »Dinge« und »Objekte« denken und begreifen, wenn diese medienökologisch sowie prozessontologisch verstanden werden? Und inwiefern stellt die Ausstellung dabei eine als besonders zu markierende Situation bzw. Konfiguration dar, die selbst Dynamiken und Intensitäten generiert?

»Das Gestimm – Über die Fruchtbarkeit des Streits um Stimmungssysteme für außermusikalische Affekttheorien«
Bernd Bösel
Universität Potsdam
Lange, bevor das Wort »Stimmung« seine heute vorherrschende Bedeutung als affektive Atmosphäre (engl. mood) angenommen hat, bezeichnete es die Temperierung von Musikinstrumenten, das heißt die materielle Festlegung von Intervallen (engl. tuning). Nach welchen Prinzipien dabei vorgegangen werden sollte, war durch die Neuzeit hindurch Gegenstand hitziger weltanschaulicher Debatten. Physikalische Gegebenheiten treffen hier auf pragmatische Lösungsansätze, die jeweils eigene Möglichkeitsräume eröffnen und über die affektive Valenz bestimmter Intervalle entscheiden. So war etwa die Durchsetzung der gleichtönigen Stimmung im 19. Jahrhundert für die westliche Musik überaus folgenreich – ohne sie hätte es wohl kaum musikalischen Impressionismus oder Zwölftonmusik gegeben. Die affektive Stimmung hängt demnach grundlegend von der Konfiguration des Stimmungssystems ab. Epochenwechsel lassen sich von daher auch als Konfigurationswechsel im Sinne von Umstimmungen verstehen. Der Vortrag wollte dieses Lehrstück aus der Musiktheorie für außermusikalische Verhältnisse fruchtbar machen, insbesondere für die neomaterialistischen Affekttheorien. Diese unterscheiden zwar gerne zwischen Affekt und Emotion, finden aber keinen richtigen Ort für die Stimmung im affektiven Sinn. Umgekehrt stehen die literaturwissenschaftlichen Stimmungstheorien ihrerseits weitgehend isoliert da. Unter dem Ausdruck »Gestimm« soll die Brücke zwischen beiden geschlagen werden.

Die Gesellschaft für Medienwissenschaft https://gfmedienwissenschaft.de/ veranstaltet jährlich eine Tagung zur Diskussion aktueller theoretischer und methodischer Entwicklungen zur Auseinandersetzung über wissenschaftspolitische Fragen sowie zur Präsentation neuer Forschungsergebnisse. 2019 lautete das Thema der Jahrestagung »Medien-Materialitäten«. Sie wurde vom Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln ausgerichtet.

  • July 11, 2019, 5.30 pm – 6.00 pm

Eine neue Zone des Nichtbewussten – wo Leben und Technik aufeinandertreffen

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Event — Vortrag von Marie-Luise Angerer zum Thema »Eine neue Zone des Nichtbewussten« im Rahmen des Festivals »Blue Skies« in Essen

Die Welt ist empfindsam geworden: von der Pflanze bis zum Baum, vom Kühlschrank bis zum Auto. Überall regeln Sensoren Gleichgewicht, Sicherheit, Emotionen, Wasser- und Lichthaushalt. Nano- und Sensortechnologien übersetzen zwischen natürlichen und artifiziellen Prozessen, machen diese übertragbar und verschalten dadurch ehemals getrennte Bereiche.

Mit der sensortechnischen Intervention in die Dimension des Empfindens und der Wahrnehmung öffnet sich eine neue Dimension von nichtbewusstem Leben, welches dem Umstand Rechnung trägt, dass es nicht mehr nur Menschen zugeordnet werden kann. Vielmehr teilen sich Menschen und Maschinen ein Nichtbewusstsein als Zone der Verschränkung, Überlappung, Verstärkung von organischen und technischen Prozessen. Diese nichtbewussten Prozesse regeln Innen und Außen von Körpern, Dingen, Umwelten. Genau um diese Kontakt- bzw. Übergangszonen geht es bei der Rede des Nichtbewussten: Kontaktzonen — kritische oder empfindsame Zonen —, wo ein Umschlag von non-sense über sensing zu Sinn stattfindet.

Moderation: Laura Hille

Der Eintritt ist frei.

Der Vortrag findet im Rahmen des Festivals »Blue Skies. Bodies in Trouble« in Essen statt. Die aktive und interdisziplinäre Arbeit an neuen Erzählungen, spekulativen Zukunftsvisionen und alternativen Praktiken steht im Mittelpunkt des mehrtägigen Festivals vom 10.07.–14.07.19, mit dem das medienwerk.nrw und PACT internationale Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Publizist*innen, Studierende und ein interessiertes Publikum zusammenbringen.

Zum Programm geht es hier.

  • June 20–21, 2019

Symposium: SENSING – Fragmentierte Zonen des Übergangs

  • April 17, 2019

Affekt (und) Politik – eine unterwanderte Beziehung

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Blog — Beitrag von Marie-Luise Angerer auf CARTA – der Autor*innenblog zu
Politik, Kultur, Ökonomie und Theorie

Politik und Affekt waren immer schon liiert. Neu ist jedoch, dass dieses Paar einen Dritten aufgenommen hat, der sich allerdings (noch) nicht als politischer Mit- oder Gegenspieler outet: Medientechnologien in der Verkleidung von Facebook, Instagram, von Google, Amazon – algorithmische Mit- oder Gegenspieler, die als politische Akteure bislang noch nicht wirklich fassbar geworden sind.

Man kennt den Einfluss der Rhetorik in der Politik (mit dem Rat, Reden entsprechend aufzubauen, um das gewünschte Ziel zu erreichen), man kennt auch die Macht der Manipulation von Radio und Fernsehen. Doch diese wurde immer wieder auch klein geredet durch den Hinweis auf den letztlich größeren Einfluss der Peergroups. Man denke z.B. an Paul Lazarsfeld, der in Bezug auf das Radio und seine Möglichkeiten, die politische Stimmung der Wähler*innen in den USA zu beeinflussen, dessen Allmacht als letztlich vernachlässigbare Größe eingestuft hatte, indem er hervorhob, dass die Menschen den sozialen Einflüsterungen weitaus größeren Glauben schenkten. Letztlich wäre es immer der Familien- und Freundeskreis, der die politische Positionierung bestimmt. Dann kam die große Zeit des Fernsehens mit seiner politischen Spektakelisierung: Talkshows, Elefantenrunden, Duelle der politischen Gegner, Wahlanalysen im Vorfeld, permanente Stimmungsbarometer. Hierbei spielte Statistik und die hieraus abgeleiteten politischen Einstellungen und Gefühlslagen zwar schon eine gewichtige Rolle, aber man war noch weit vom aktiven Einsatz elektronischer Wahlhelfer bzw. elektronischer Manipulation entfernt.

Diese kommen heute zum Einsatz – und zwar in doppelter Weise. Als Freund*innen in den sozialen Medien und als gezielt eingesetzte und autonom agierende bots. Soviel zunächst zur neuen ménage à trois. Doch wie funktionieren nun Affekt(e) und wie geraten sie in die politischen Bewegungen – von Politiker*innen, Parteien, Repräsentationen, Reden, Schriften, Tweets, usw.?

Zum gesamten Beitrag geht es hier.

  • February 22, 2019

2. Workshop der AG Affective Media Technologies in Essen

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Event — Workshoptreffen der AG Affective Media Technologies

Die AG Affective Media Technologies hat am 22. Februar 2019 an der Folkwang Universität der Künste in Essen ihren zweiten Workshop veranstaltet. Gastgeber war Prof. Dr. Markus Rautzenberg. Eingeladen wurden über den Newsletter der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) vom 18.01.2019 alle Interessierten aus medienwissenschaftlichen und benachbarten Forschungsfeldern.

Ziel der Workshop-Reihe sind der inhaltliche Austausch über Ansätze medienkulturwissenschaftlicher Affektforschung und die Lektüre theoretischer Grundlagentexte, insbesondere auch im Hinblick auf Konturierungen techno-affektiver Dispositive und gegenwärtige Tendenzen der Gouvernementalisierung von Affekten.

Im Fokus der diesjährigen Veranstaltung stand N. Katherine Hayles »Unthought. The Power of the Cognitive Nonconscious« (University of Chicago Press, 2017). Das Buch nimmt neben einer kognitionswissenschaftlichen Ausrichtung auch eine dezidiert technikphilosophische Position ein. N. Katherine Hayles beansprucht darin nichts Geringeres, als unser herkömmliches Bild von Kognition und Bewusstsein zu erschüttern, indem es für den Primat eines kognitiven Nichtbewussten argumentiert. Parallel dazu wird die zunehmende Verschränkung von biologischer und technologischer Kognition ausführlich diskutiert. Darüber hinaus enthält „Unthought“ diskussionswürdige Interpretationen zeitgenössischer literarischer Werke von Tom McCarthy, Colson Whitehead und Peter Watts hinsichtlich möglicher „Kosten des Bewusstseins“.

Abschließend wurden Perspektiven für die gemeinsame Arbeit und zukünftige Projekte innerhalb der AG besprochen.

Wer an den Aktivitäten der AG Affective Media Technologies Interesse hat, möge sich bitte entweder an Bernd Bösel (bernd.boesel@uni-potsdam.de) oder Serjoscha Wiemer (swiemer@campus.uni-paderborn.de) wenden, um in die mailing-list aufgenommen zu werden.

  • February 12, 2019, 6.30 pm

SEX Diskussionen: Zur Verschiebung von Sex zu Affekt – und nicht (mehr) zurück

  • January 26, 2019, 6.00 pm

Gespräch mit Donna J. Haraway über »Story Telling for Earthly Survival«

  • December 8, 2018, 10.00 am – 7.00 pm

Throwing Gestures: The Entanglement between Gesture, Media, and the Political

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Event — International Symposium and Exhibition
The exhibition and the international symposium are the finale of a two-year interdisciplinary research project investigating the interdependencies that exist between gestures and ubiquitous, globally networked technologies.
To display and displaying oneself gains greater significance within the context of the unrestricted and instantaneous global exchange of video material as well as in an everyday world increasingly defined by sensors and computers. Thus the meaning of presence and publicness changes, evolves and new forms appear.

Over the course of two years a group of scientists and artists have collaborated in international workshops bringing together their various fields of research and artistic media, such as: Visual art, dance, sound and performance art, as well as media studies, history of technology, and social sciences. Against this background, the final exhibition presents our artistic-scientific results to a broader public. The symposium shall enable a further and in-depth discussion on our findings, methods and work processes.

Registration is free of charge, but participants are required to register: egmp@hbk-bs.de.

Programme

»Introduction to the Symposium«
10.00–10.20 h

»Im/Perceptible Gesture«
10.30–12.30 h
Irina Kaldrack (Braunschweig), »Modeling the Gestural«
Marie-Luise Angerer (Potsdam), »Moving Forces«
Konrad Strutz (Wien), »Lost Motion«
Stefan Rieger (Bochum), »Naïve Physics. Gestures of Intuition«
The panel assembles different perspectives on this entanglement in order to discuss, what forms of gestural affections, expressions, practices and meaning emerge in different historical and technical constellations.

»Gesture and the Political«
14.00–16.00 h
Florian Bettel (Wien), »At the center of attention: Gestures of Protest in Art and Culture«
Oliver Marchart (Wien), »The People’s Gesture. On Minimal Sovereignty«
Zoe Lefkofridi (Salzburg), »Symbolic Gestures in Contemporary Protest Movements«
Timo Herbst (Leipzig), »Play by rules«
The panel approaches the political gesture by observing that the media-communicated protest gesture is/becomes prevalent in popular culture as well as in art. The re-enactment and the transmission of protest with and by gesture – beyond the spatial as well as temporal, even beyond the physical context – is the focus of the discussion.

»Staging the Entanglement between Arts and Humanities«
16.30–18.30 h
Stefanie Kiwi Menrath (Hildesheim), »Collaboration? Transformation and complicity in arts/ humanities practices«
Andreas Broeckmann (Lüneburg) and Daniela Silvestrin (Lüneburg), »Interfaces of Artistic Research«
Martina Leeker (Berlin), »Entanglement of Art and the Humanities for mediocrity«
Laurie Young (Berlin), »Moving Through Membranes«
The panel reflects the work processes between artistic and scientific actors in interdisciplinary projects, including the example of cooperation in the project EGMP. The interdisciplinary collaboration of artists and scientists, the (self-)organization or methodology of collaborative working as well as the presentation of such work processes in project results such as exhibitions are treated topics.

For more information, see: https://gesture-media-politics.de/workshop/symposium/.

  • November 16, 2018, 7.30 pm

SO FAR | 1985 | Die Cyborg als Figur

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Event — Multimediales Gespräch mit Marie-Luise Angerer und Karin Harrasser
Cyborgs sind spätestens seit den vielfältigen Spekulationen des Cyberpunk, die zur Zeit eine Renaissance erleben, Teil unseres kulturellen Imaginariums. Sie sind auch ein reales Produkt neokapitalistischer Neuerungen in den Informations- und Biotechnologien sowie in militärischen Weltraumprogrammen seit den 1960er Jahren. Während Manfred E. Clyne und Nathan S. Kline mit dem dezidiert »männlichen« Cyborg einen technisch supplementierten und optimierten Organismus für Operationen außerhalb der Erde vorbereiteten, entwickelte die Biologin und Wissenschaftstheoretikerin Donna Haraway in den 1980er Jahren die Begriffsperson der Cyborg als eine affirmativ-kritische Gegenfigur. Da Cyborgs die anthropozentrischen Oppositionen von Tier/Mensch, Organismus/Maschine und physisch/nicht-physisch erodieren und neu zusammensetzen, unterminiert Haraway durch eine Umcodierung biologistische Körperdiskurse und Geschlechterverhältnisse. Gegen Identitätspolitiken setzte die Cyborg auf Netzwerk- und Affekt-Politiken und auf immer neue Allianzen. Die Cyborg ist dabei stets eine Menagerie von Figurationen: Aneignung, Umschreibung und Dynamisierung sind ihre Superkräfte.

Im Anschluss an einen Workshop zum Thema »Die Cyborg als Methode« widmet sich das multimediale Gespräch der Cyborg als Figur. Im Zentrum des Gesprächs soll die Figuration der Cyborg stehen, von der aus Marie-Luise Angerer und Karin Harrasser vielfältige philosophische, ästhetische und technowissenschaftliche Ein- und Ausgänge diskutieren werden.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe SO FAR | Science-Fiction(s).
Gestaltung: Anna-Luise Lorenz

  • September 27, 2018, 11.00 – 12.30 am

Die Maschinisierung des Nichtbewussten: Affekttechnologien, Psychotechnologien und der neue Beeinflussungsapparat

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Event — Panel im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft 2018
Der Terminus des Nichtbewussten hat gerade Hochkonjunktur. So rekurriert beispielsweise N. Katherine Hayles in ihrem jüngsten Buch »Unthought« auf nichtbewusste kognitive Prozesse, die das Fundament für jenen kleinen Restposten an Bewusstsein bilden, den die Neurowissenschaft dem Menschen noch zugesteht. Lässt sich ein vergleichbares Verhältnis auch bei affektiven Prozessen erkennen? Welche Rolle spielen unbewusste oder vorbewusste Affekte? Steht dem »unthought« vielleicht ein »unfelt«, ein Ungefühltes zur Seite? Dass dem so ist, behaupten nicht nur manche Stränge der Affect Studies. Es entspräche auch medientechnologischen Entwicklungen, die ein nichtbewusstes Fühlen (oder reaktives Nicht-Fühlen) des Menschen aufzuspüren versuchen, um es zu lenken. Dabei versprechen die Mensch-Maschine-Assemblagen, die für den Menschen fühlen und denken sollen, was er selbst nicht fühlen oder denken kann, eine Ermächtigung. Doch wer oder was wird hierbei eigentlich ermächtigt, was hingegen entmächtigt? Welche Machtverschiebungen lassen sich durch die Emergenz von Affekt- und Psychotechnologien diagnostizieren? Welcher neuartige »Beeinflussungsapparat«, um den suggestiven Ausdruck Viktor Tausks wieder aufzugreifen, ist in den letzten Jahren rund um Big Data, Psychometrik und Micro-Targeting und entstanden? Und in welchem Verhältnis stehen dabei humane und nonhumane Agenz? Welche Begriffe müssen erfunden, umdefiniert, neu diskutiert werden, um diese Verschiebungen im Bereich der Psychomacht überhaupt zu adressieren?

Beiträge des Symposiums
Chair: Jens Eder

»Vom maschinischen Unbewussten zur nichtbewussten Affizierung«
Marie-Luise Angerer
Universität Potsdam
Sigmund Freud hat bekanntlich dem Unbewussten die weitaus größere Kraft zugesprochen als jener Spitze des Eisbergs, als die er das Bewusstsein bezeichnete. Mit der Intervention medientechnischer »Kräfte« in jenes Terrain, das als un- bzw. nichtbewusst bezeichnet wird, hat sich die Freudsche Unterscheidung nicht nur sprachlich verschoben, sondern im Präfix des Nicht positionieren sich neue Agenten, für die es derzeit weder eine adäquate Bezeichnung noch eine genaue Vorstellung gibt, was diese für das Subjekt und seine Innen- und Außen-Umgebung übernehmen. Das von Félix Guattari Ende der 1970er Jahre eingeführte »maschinische Unbewusste« hat sich seitdem materialisiert, d.h. konkrete Maschinen (Sensoren, Algorithmen, Interfaces) haben die abstrakte Produktionsmaschine von Guattari in ein sensitives Mediengeflecht übersetzt, das die Dimension des Nicht zunehmend aktiv werden lässt. In »Vom Begehren nach dem Affekt« (2007) habe ich über die Frage spekuliert, was es bedeuten könnte, den psychoanalytischen Schwellenbegriff des Triebs mit dem des Affekts zu ersetzen. Welche Konsequenzen wären damit verbunden? Heute lassen sich diese bereits deutlicher benennen. Denn die affektive Funktion besteht in der Tat in der Markierung und Aktivierung eines Weder-Noch oder Sowohl-als-Auch, eines Verbinden und/oder Trennens. Es ist aber auch zugleich jene Dimension, in die sich medientechnische Interventionen einschreiben, die die Bewegungen des Affektiven aufgreifen, implementieren und disseminieren. Auf diese Weise »verkuppeln« sich das materielle Eigenleben der Körper mit der Maschine auf »reale« Weise, wie Lacan das Reale bestimmt hat: als jenen nicht einnehmbaren Ort, dessen Zeichen auf ein Mehr des Subjekts in seinen Verbindungen mit seinen Um-Welten hinweisen.

»Psychotechnologie, Psychometrik, Psychopolitik: Grundbegriffe der Psychomacht«
Bernd Bösel
Universität Potsdam
Die Psychotechnologien bilden das Kernstück des industriellen Systems der Gegenwart, so schrieb Bernard Stiegler vor zehn Jahren in »Logik der Sorge«. Gemeint war damit, dass das industrielle System, angewiesen auf die Schaffung immer neuer Bedürfnisse, auf massenmediales Marketing setzen muss, um Aufmerksamkeit, Affekte und Begehren ihres Publikums zu wecken. Inzwischen erscheint die Adressierung von Massen allerdings als ein krudes Verfahren, das von der Methode des Micro-Targeting zunehmend in den Schatten gestellt wird. Damit erhält auch der von Stiegler eingeführte Begriff der Psychotechnologie eine neue Dimension.
Die Psychometrik ist dank digitaler Technologien zu einer weltpolitisch einflussreichen Disziplin aufgestiegen, wie der Skandal um die Wählerbeeinflussung durch Cambridge Analytica und Facebook gezeigt hat. Psychotechnologien lassen sich nun tentativ als Medientechnologien definieren, die zur Generierung exakter Profile ihrer User geeignet sind, und die umgekehrt auch die passgenaue Beeinflussung dieser User ermöglichen. Im Raum steht dabei eine Machtverschiebung hin zu jenen Akteuren, die in der Lage sind, Daten einzukaufen und diese für ihre Zwecke zu nutzen, auf Kosten jener, die diese Daten generieren. Ein Raum steht demnach ein auf Dauer gestelltes Machtgefälle: ein psychopolitisches Herrschaftsverhältnis. Es braucht dringend die Arbeit an Begriffen, die zur Benennung dieses Kampfes um die Psychomacht geeignet sind. Der Vortrag will dafür Hinweise und Vorschläge zusammentragen.

»Industrialisierung der Gefühle – Was versprechen Affekttechnologien?«
Serjoscha Wiemer
Universität Paderborn
Affekttechnologien wird in jüngster Zeit ein zuvor nicht gekanntes Interesse entgegengebracht. Zu den weit ausgreifenden angestrebten Anwendungsfeldern gehören neben Robotik, Sicherheitsforschung und Psychotherapie etwa auch Spiel- und Gesundheitsanwendungen. Wenn Mensch-Maschine-Systeme auf Affektdetektion und -produktion hin optimiert werden, stellt sich die Frage, welche Erwartungen mit der Einführung von digitalen Affekttechnologien verbunden werden. Welche Effektivitätssteigerungen und mögliche Rationalisierungsgewinne treiben die Entwicklung an? Welche »Wunschkonstellationen« (Winkler) charakterisieren gegenwärtige Affekttechnologien? Welche Probleme sollen damit gelöst werden? Welche vermeintlichen Lücken oder Fehler bisheriger Systeme sollen durch »affective technologies« behoben werden? Welche Versprechen und Phantasien bilden den Horizont der aktuellen Anstrengungen zur »Industrialisierung der Gefühle«?

Daran anschließend findet eine Veranstaltung der AG Affective Media Studies statt. AG-Mitglieder sowie alle Interessierte sind herzlich dazu eingeladen: 14.00–15.30 Uhr, Raum US-D 109.

Die Gesellschaft für Medienwissenschaft veranstaltet jährlich eine Tagung zur Diskussion aktueller theoreti­scher und methodischer Entwicklungen, zur Auseinandersetzung über wissenschaftspolitische Fragen sowie zur Präsentation neuer Forschungsergebnisse. 2018 wird »Industrie« Thema der GfM-Jahrestagung sein. Sie wird ausgerichtet vom Medienwissenschaftlichen Seminar der Universität Siegen in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich »Medien der Kooperation« und dem DFG-Graduiertenkolleg »Locating Media«.

Weitere Informationen finden Sie hier.

  • July 23 – 27, 2018

Summer School 2018: Affekte und Effekte. Perspektiven der sozial- und kulturwissenschaftlichen Gender Studies

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Event — Hochschulöffentliche Vorträge  im Rahmen der Summer School 2018 an der Ludwigs-Maximilian-Universität München
Von »The Promise of Happiness« (Ahmed 2010) zu »Cruel Optimism« (Berlant 2011), von »Scham/Shame« (Neckel 1993) zu »Depression« (Chetkovic 2012), von »Affect Labor« (Hardt 1999) bis zu »Cold Intimacies« (Illouz 2007) – Affekte und (ihre) Effekte sind in den letzten Jahren vermehrt zum forschungsintensiven Thema von Sozial- und Kulturwissenschaften, Gender sowie Queer Studies und Kulturanthropologie geworden. Ob etwa als leibliches Spüren, als Movens des Politischen, als historisch konstituiertes und medial vermitteltes Scharnier zwischen Sozialem und Subjektivem, als Modulation des Sozialen, als Dimensiondes Konsums oder als kritischer Eigensinn konkreter Praxis… Empirische Studien, theoretische Perspektiven und Begriffe von Gefühlen konstituieren das ermergierende Feld der»Affect Studies« (u.a. Baier et al 2014; Gregg/Seigworth 2010; fzg 20_2/2014), das multidisziplinär bestückt ist. Die Affect Studies thematisieren dabei eine Fülle empirischer und gesellschaftspolitisch relevanter Fragen zu Arbeit und Kommodifizierung von Emotionen (»emotional labour«), Sozialität und (De-)Legitimierung von Gefühlen (Scham, Ekel, Angst, Trauer, Sicherheit, Exzess, Lust, Frustration, Verwundbarkeit/Angst) oder Tropen und Sozialfiguren (»Angry Black Woman«, »snowflakes«). Die Affect Studies tragen u.a. zur Erforschung von »Politikverdrossenheit« und populistischen Bewegungen, Rassismus, Sexismusund dem Zusammenhang zwischen Gefühlen und Differenz bei. Sie befassen sich mit dem emanzipatorischen und transformatorischen, aber auch lähmenden und regressiven Potenzial von Gefühlen. Kritisch ist dabei gleichwohl zu befragen, ob die forschende Auseinandersetzung mit Affekten als Teil von Sozialität tatsächlich so neu ist. Schließlich gibt es eine lange Tradition in den Geistes- und Kulturwissenschaften, in den feministischen Theorien und in den empirischen Sozialwissenschaften, z.B. Emotionen und Leiblichkeit systematisch ernst zu nehmen.
Wir möchten das lose Konglomerat von Ideen, Theorie, Empirie der »Affect Studies« als Horizont nutzen, vor dem wir gemeinsam und interdisziplinär über Affekte und Effekte, also über die sozialen und politischen Dimensionen von Gefühlen – mit Fokus auf die intersektionale Kategorie »Gender« – wissenschaftlich nachdenken.

Für weitere Informationen zur Summer School 2018 klicken Sie hier.

  • June 27, 2018

Melanie Sehgal: Spekulatives Denken als radikaler Empirismus und situiertes Wissen

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Event — Im Rahmen des Workshops »Feminist Speculations with Strange Bedfellows«
Ausgehend von Donna J. Haraways »situated knowledges« wird sich der Vortrag auf Alfred N. Whiteheads Verständnis von Spekulation konzentrieren, wobei philosophiehistorische und aktuelle Bezüge geknüpft werden. Es wird um Fragen gehen wie: Inwiefern lässt sich von Whiteheads spekulativer Metaphysik als eine Form situierten Wissens sprechen? Was heißt Metaphysik hier und inwiefern ist sie spekulativ? Und inwiefern kann eine solche Spekulation eine Form von radikalem Empirismus sein? Im Gegensatz zu speculative realism, ist der Einsatz ein pragmatistisches Verständnis von Spekulation und soll zeigen, dass ein spekulatives Denken im Whitehead/James’schen Sinne zugleich ein empiristisches und situiertes ist.

Melanie Sehgal hat die Juniorprofessur für Literaturwissenschaft, Wissens- und Mediengeschichte an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder inne und vertritt dort im Sommersemester 2018 die Professur für Kulturphilosophie. Ihre Promotion wurde unter dem Titel »Eine situierte Metaphysik. Empirismus und Spekulation bei William James und Alfred North Whitehead« veröffentlicht.

  • June 14 – 15, 2018

Sensing Media: Reconfigurations Between Technologies, Bodies and Enviroments

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Event — International Conference  at the University of Siegen
Ever more sensors surround us and attach to us. They populate smart devices, homes, factories, cars, and cities. They register, chart, and process bodies and environments, allowing for new modes of knowledge as well as forms of control. Sensor-based media capture and analyze human behavior in order to gain a better understanding of their actions and affects. It is therefore worth asking how sensor-based media reconfigure the relation between technologies, (human) bodies and environments. By focusing on the plethora of different sensors that transform devices into smart devices, homes into smart homes, and augment our environments to produce a non-human sensorium, the conference aims to map the contemporary modes of sensor-based sense-making which are deeply intertwined with the promise of the automation of labor, mobility, decisions and knowledge production. Framed as autonomous agents, assistants, companions or surroundings, sensor-based technologies rely on as well as produce continuous data streams that are captured, cleaned, combined, distributed, analyzed and acted upon. As a result, new modes of knowing, interacting and acting emerge between humans and these sensory environments. These will be explored in the conference by addressing a broad range of questions such as: What kinds of knowledge are made possible by the data gathered, processed and enacted through sensor-based media? What types of interaction are prescribed or made possible between humans and sensory environments? How is agency redistributed and experience reconfigured by sensor-based media? How are humans implicated in the processes of automated sense-making and action.

The conference is organized by the graduate school »Locating Media« in cooperation with the collaborative research center »Media of Cooperation«. Participation is free. We however ask you kindly to register at info@locatingmedia.uni-siegen.de

Program:

THURSDAY, JUNE 14

13:30-14:00Welcome
14:00-15:00James Ash: Phase Media: Space, Time and Smart Objects
15:00-15:30Coffee Break
15:30-16:30Sam Hind: Blind Spots
16:30-17:30Mark Andrejevic: Drone Cartographies: The Operational Map
17:30-18:00Coffee Break
18:00-19:00Marie-Luise Angerer: Intensive Milieus
20:00Dinner @ Brasserie

WEDNESDAY, JUNE 15

09:30-10:30Birgit Schneider: Environmental Aesthetics. Nature Writing with Sensor Technologies?
10:30-11:00Coffee Break
11:00-12:00Jennifer Gabrys: Environment as Experiment in Sensing Technology
12:00-13:00Lunch
13:00-14:00Fieke Jansen: Creative Methodologies for Mapping Data Flows and Infrastructure
14:00-15:00 Dawid Kasprowicz: The Instantaneous Past: On Body Images and Algorithmic Proximity
15:00-15:30Wrap Up
  • May 24 – 25, 2018

Spürtechniken: Von der Wahrnehmung der Natur zur Natur als Medium

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Event — Tagung an der Universität Potsdam der Europäischen Medienwissenschaften in Kooperation mit den Medienkulturwissenschaften und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Der Begriff der Natur wurde und wird disziplin-übergreifend neu diskutiert, kritisiert und stellenweise abgeschafft. »Nach der Natur« hieß 2010 ein Essay von Ursula Heise, der die Frage des Artensterbens in einem wissenschaftlichen, politischen und kulturellen Zusammenhang diskutierte; in »Ökologie ohne Natur: Eine neue Sicht der Umwelt« argumentiert Timothy Morton, dass unser Bild von der Natur einen angemesseneren Umgang mit unserer Umwelt verhindert; dem gegenüber steht eine Bewegung, die versucht, Natur als das Elementare wieder einzufangen, für die beispielhaft John Durham Peters stehen mag, der 2015 eine Philosophie der elementaren Medien entwarf, in der er Natur als Medium fasst.
Die Tagung vereint Beiträge zu Wahrnehmungsfragen im weiten Rahmen der Möglichkeiten und Fallstricke einer gegenwärtigen Naturästhetik. Die Beiträge kommen aus den Geisteswissenschaften und der freien Kunst. Die Themen werden die Medialität der Natur in Wissenschaft und Kunst anhand von Beispielen, und auch im Rückbezug auf die Geschichte ausloten. Die Beitragenden fragen z.B., was sensorisch überwachte Umwelten über das Potential medialer Spürtechniken jenseits Natur- Kultur-Dichotomien aussagen; wie sich Menschen, die in die Natur gehen, gleichzeitig mit High-Tech gegen diese abschirmen; welche Einfühlungstechniken in Pflanzen uns empfindsam werden lassen für unsichtbare und komplexe Prozesse wie den Klimawandel, aber auch unter welchen medialen Bedingungen Pflanzen selbst in der aktuellen Forschung als sensitiv erscheinen; welche visuellen Wahrnehmungen ermöglichen wiederum global-sphärische Spürdispositive, die über remote-sensing den Zustand der Natur beobachten? Übergeordnet werden wir diskutieren, ob der Begriff der Atmosphäre, zugleich meteorologisch und ästhetisch gedacht, dazu dienen kann, das Natürliche nicht als Gegenüberstehendes, sondern als das uns Umgebende und uns Durchdringende in einer responsiven Weise neu zu fassen? Sind Phänomene wie Solastalgia ein Symptom wiederaufkommender Sehnsucht nach verlorener Ganzheit, oder zeichnet sich hier eine empfundene Hilflosigkeit gegenüber Klimawandel, Artensterben, Luftverschmutzung ab, die die Notwendigkeit neuer Wissens- und Handlungsweisen aufzeigt? Was ist die Gegenwart sinnlich-leiblichen Spürens und Erkennens?

Teilnahme:
Da der Platz im ZeM begrenzt ist, bitten wir alle, die an der Tagung teilnehmen möchten, sich unter medienoekologie@uni-potsdam verbindlich anzumelden. Wir bitten um den Besuch der gesamten Tagung, d.h. vom Besuch einzelner Vorträgen abzusehen.

Für weitere Informationen zur Professur der Medienökologie klicken Sie hier.

Programm:

  • May 25, 2018, 6.00 pm

N. Katherine Hayles: Are Sensing Technologies Cognitive? Making the Case

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Event — 1. ZeM-Spring Lecture at the University of Potsdam
As programmable and networked computers move into the world with increasingly complex sensing systems, traditional questions about machine intelligence cease to be very useful to understand and conceptualize these developments. This talk will focus on cognition rather than intelligence and will compare the perspectives of biosemiotics on sign systems in biological organisms with the sensing capabilities of artificial cognitive systems. The issue is not simply terminological but rather illuminates what is at stake in designing and implementing sensing networks, especially in understanding the relation of such systems to the cognitions of their human designers and users.

N. Katherine Hayles:
N. Katherine Hayles is the James B. Duke Professor of Literature at Duke University and a Distinguished Research Professor at the UCLA. Her research interests include literature, science and technology of the 20th and 21st century, electronic textuality, modern and postmodern American and British fiction, critical theory, and science fiction. She has authored numerous books, among them Unthought: The Power of the Cognitive Nonconscious (2017), How We Think: Digital Media and Contemporary Technogenesis (2012) and the seminal How We Became Posthuman: Virtual Bodies in Cybernetics, Literature and Informatics (1999), as well as countless articles. She also holds a M.S. in chemistry from the California Institute of Technology.

Poster of the 1. ZeM-Spring Lecture:

  • May 15, 2018

Universität Potsdam, Fachhochschule und Filmhochschule Potsdam: Ausschreibung von Promotionsstellen zum Forschungskolleg

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Foko — Im Rahmen des von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungskollegs »SENSING: Zum Wissen sensibler Medien« sind insgesamt sieben (7) Promotionsstellen in Teilzeit mit 26 Wochenstunden (65%) befristet vom 01.10.2018 bis zum 30.09.2022 zu besetzen. Die Eingruppierung erfolgt nach Entgeltgruppe 13 TV-Länder. Die Befristung erfolgt nach dem § 2 Abs. 1 Wissenschaftszeitvertragsgesetz.
Bewerbungsfrist ist der 15.Mai 2018

Sensoren verleihen Dingen und Maschinen die Fähigkeit zu »empfinden«, zu »spüren«, also – zu erfassen und zu ermessen. Durch ihre Implementierung in Smartphones, ebooks, Ausstellungen, VR-Environments, Autos, Kleidung, Haushaltstechnologien etc. scheinen Medien und Alltagsgegenstände heute in wachsendem Maße mit einem »technischen Empfindungsvermögen« aufgeladen. Durch ihre Verbreitung entwickeln sich Mediendispositive, Städte und Umgebungen insgesamt zu sensorischen Netzwerken. Verschiedenartige Interfaces ermöglichen Interaktionen zwischen Menschen und smarten Medien/Dingen/Umgebungen, ergänzt, unterstützt oder kontrolliert durch die autonome Interaktion sensorischer Maschinen. Dabei wird auch die menschliche Sinneswahrnehmung zunehmend technisch erfasst, gesteuert und erweitert, etwa durch Eyetracking, Bewegungs- und Bildsensoren oder Verfahren der Emotionserkennung.

Das Forschungskolleg »SENSING: Zum Wissen sensibler Medien« führt zu diesem Themenkomplex eine Gruppe von Promovierenden zusammen, die zentrale Fragen computertechnisch-vernetzter Sensorik und deren Verhältnis zum menschlichen Wahrnehmen und Fühlen erforschen. Das Forschungskolleg ist dabei zugleich auf theoretische Fragestellungen der Medienwissenschaft als auch auf aktuelle Praxis- und Arbeitsfelder ausgerichtet. Im Rahmen der vierjährigen Laufzeit des Kollegs verbringen die KollegiatInnen bis zu 12 Monate bei einschlägigen Praxispartnern im Raum Berlin-Brandenburg. Dazu gehören: Art + Com AG, Böhlau Verlag GmbH, Deutsche Welle, Computerspielmuseum Gamehouse GmbH, Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik (HHI), MiriquidiFilm, Cornelsen Verlag GmbH, Meetrics GmbH, INVR.space sowie das Museum für Kommunikation Berlin.

Mögliche Promotionsthemen im Feld sensibler Medien sind:
Sensorische Ästhetik des eBooks – Status Quo und Zukunft
Sensing-Praktiken und Datenerzeugung im Journalismus
Sensorielle Installationen im Ausstellungsdesign
Erzeugung immersiver Welten und Erzählungen durch Virtual Reality und 360-Grad-Videos
Kopplungen und Interfaces: Sensorische Mensch-Maschine-Schnittstellen
Affektökonomien und Nutzerverhalten: Sensing als Marketing-Strategie
Medienästhetik: Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Steuerns, Erfassens und Fühlens
Neue Ästhetik der Natur durch Citizen Science, Remote Sensing und ökologisches Monitoring
Eigene Vorschläge sind willkommen.

Bewerbungsvoraussetzungen:
Die Stellen sollen an NachwuchswissenschaftlerInnen aus medien-, kultur-, technik- oder kunstwissenschaftlichen Fächern vergeben werden, die ein ausgeprägtes Interesse sowohl an Fragen des aktuellen Medienwandels und Mediengebrauchs, der Medienästhetik, Medienkulturgeschichte, Medientheorie und Medienökologie als auch an der Beschäftigung mit Formen digitaler Medienpraxis nachweisen können. Von Vorteil sind Erfahrungen mit Computer- und Netzmedien (z.B. Design- oder Programmierkenntnisse) sowie die Kenntnis geeigneter Methoden der Medienethnographie, Medienanalyse (z.B. Video- oder Games-Analyse), Medienhistoriographie oder Mediensoziologie. Die BewerberInnen um die Promotionsstellen sollten überdurchschnittliche Leistungen insbesondere beim Hochschulabschluss (Master, Master of Education, Staatsexamen oder Vergleichbares) vorweisen können.
Die Bewerbungen sind in elektronischer Form (eine PDF-Datei) bis zum 15.05.2018 an die Sprecherin des Kollegs, Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Universität Potsdam, zu richten: stephanie.rymarowicz@uni-potsdam.de.

Sprecherin:  Marie-Luise Angerer

Weitere Information zur Volkswagenstiftung hier klicken

  • April 20, 2018

Erster Workshop der »AG Affective Media Technologies«

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Event — Vernetzungstreffen  der »AG Affective Media Technologies« zum Austausch über Ansätze medienkulturwissenschaftlicher Affektforschung
Der Austausch soll insbesondere auch dem Hinblick auf Konturierungen techno-affektiver Dispositive und gegenwärtige Tendenzen der Gouvernementalisierung von Affekten dienen. Im Zentrum stehen der inhaltliche Austausch und die Lektüre theoretischer Grundlagentexte. Darüber hinaus werden Perspektiven für die gemeinsame Arbeit & zukünftige Projekte innerhalb der AG besprochen.

AG Affective Media Technologies:
Die Regulierung von Affekten und Emotionen ist von historischen, kulturellen, soziopolitischen und vor allem auch medientechnischen Entwicklungen abhängig. Wie Emotionen kodiert und zum Ausdruck gebracht werden, welche ›display rules‹ hierbei gelten, welche Affekte in welchem Milieu wie bewertet werden, hängt von einer Fülle von Faktoren ab, die in historischen, medien- und kulturwissenschaftlichen Ansätzen zur Emotionsforschung und zur Gouvernementalisierung der Affekte untersucht werden. Die Digitalisierung der Affekte bringt allerdings einen grundlegenden Wandel mit sich, der alle bisherigen psychotechnischen Verfahren in den Schatten stellt. Gemeint sind hier die automatisierten Affekt- und Psychotechnologien, die zum Erfassen, Speichern, Messen, Kategorisieren, Katalogisieren, Operationalisieren, Simulieren und Induzieren affektiver Zustände entwickelt und implementiert werden. Forschungs- und Anwendungsfelder wie ›Affective Computing‹, ›Sentiment Analysis‹, ›Gamification‹ oder Psycho-Informatik werfen u. a. folgende grundlegende Fragen auf: Welche techno-affektiven Dispositive werden hierbei entwickelt und im Alltagsleben platziert und wie werden diese durch die UserInnen adaptiert? Wie verändert sich dadurch die materielle, leibliche Erfahrungsdimension des Affektiven? Welche Verhaltens- und Ausdrucksnormen werden dabei implementiert und somit fortgeschrieben? In welchem neuen Verhältnis stehen Normalisierung und Devianz?

Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten aus medienwissenschaftlichen und benachbarten Forschungsfeldern. Anmeldung zur Teilnahme bitte bis 1. April (entweder an Prof. Dr. Marie Luise Angerer (angerer@uni-potsdam.de) oder an Prof. Dr. Jens Eder (jens.eder@gmx.de)

  • October 01, 2018

Universität Potsdam, Fachhochschule und Filmuniversität Potsdam: Sensing. Zum Wissen sensibler Medien

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Foko — Neues Promotionskolleg an Potsdamer Hochschulen und dem ZeM gefördert von der VolkswagenStiftung
Alltagsgegenstände scheinen heute mit einem »technischen Empfindungsvermögen« aufgeladen: In Smartphones, Autos, Kleidung, Haushaltstechnologien oder Spielzeug – überall finden sich Sensoren. Und nicht nur Dinge, ganze Städte entwickeln sich zu sensorischen Netzwerken. Was Sensoren erfassen und wie sie uns steuern, erforscht das neue Forschungskolleg »SENSING: Zum Wissen sensibler Medien«. Die VolkswagenStiftung fördert es ab Juni 2018 für vier Jahre mit rund 1,6 Millionen Euro. Sieben Doktorandinnen und Doktoranden und ein Postdoc werden Sensortechnologien, sensorisches Design und technisch-organische Operationen in Theorie und Praxis untersuchen. Beteiligt sind neben der Universität Potsdam die Fachhochschule Potsdam, die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg.

»Sensoren verleihen Dingen und Maschinen die Fähigkeit, zu ›spüren‹. Das heißt: Sie erfassen Informationen«, sagt die Sprecherin des Forschungskollegs Prof. Dr. Marie-Luise Angerer von der Universität Potsdam. »Sensorische Maschinen kontrollieren Interaktionen zwischen Menschen und smarten Dingen oder Umgebungen, indem sie zum Beispiel die menschliche Sinneswahrnehmung durch Eyetracking, Bewegungs- und Bildsensoren oder Verfahren der Emotionserkennung steuern«, erklärt die Medienwissenschaftlerin. Solchen aktuellen Entwicklungen computertechnisch-vernetzter Sensorik werde sich das Graduiertenkolleg widmen.
Das Format ist sowohl auf medientheoretische Fragen als auch auf gegenwärtige Praxis- und Arbeitsfelder ausgerichtet: Die Promovierenden werden eine einjährige Praxisphase bei Partnerinstitutionen und -unternehmen durchlaufen, so unter anderem bei der
Art + Com AG, der Deutschen Welle, dem  Computerspielmuseum Gamehouse GmbH, dem Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, dem  Cornelsen Verlag oder auch dem Museum für Kommunikation Berlin. Begleitet werden sie dabei von erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich bereits seit Längerem mit der Ästhetik und Kulturgeschichte, der Theorie und Ökologie und dem Gebrauch von Medien auseinandersetzen. »Das Kolleg hat aus unserer Sicht Vorbildcharakter, weil es den Promovierenden nicht nur Forschungsmöglichkeiten bietet, sondern sie auch in verschiedene außeruniversitäre Berufsfelder einführt«, so Jens Rehländer von der VolkswagenStiftung zur Begründung der Förderung.
Den organisatorischen Mittelpunkt für das Forschungskolleg bildet das Brandenburgische Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM) als gemeinsame Forschungseinrichtung der Hochschulen des Landes Brandenburg.

Sprecherin: Marie-Luise Angerer

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  • March 31, 2018

Locating Affect: On the Ambivalence of Affective Situatedness

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Call for Papers — For Participation at the »Distinktion: Journal of Social Theory« published on 31.03.2018
The affective and emotional dimensions of sociality have received renewed attention during the past two decades. For the most part, affect has been conceptualized as a matter of timing and eventfulness, epitomized by investigations into perceptual delays (the famous »missing half second«), movements, and interaction dynamics.  This call for papers follows up on the affective turn but by asking instead how this »timing of affect« (Angerer, Bösel and Ott 2014) is or can be spatialized and located.
Our aim is not to play temporal theories of the affective off against spatial ones, but rather to bring the spatio- temporality of affect into such a focus that we can connect it to empirical work on space and place on the one hand, and to spatial concepts in political and social theory on the other hand. However, we do accept a minimal definition of affect as relationality that in in our opinion precedes the question of spatialization and temporalization. Affect, it can be argued, allows for studying the materiality as well as the potentiality of dis-/connections (Barad 2003; Berlant 2012). The relational intensity is occurring in the momentary relatedness of diverse elements, in which all participants are affected and affecting, sending and receiving at the same time.
This integrative loop has been conceptualized as a resonance chamber (Massumi 2007; Seyfert 2014), thereby describing the affective process in either spatial or extensive forms. Another spatial understanding of affect is proposed by the neurosciences. In taking the plasticity of the brain or body as a biological precondition of feeling, affect itself is modeled as being constitutively plastic (Angerer 2014; Blackman 2012). Even the terms force or transmission as attributes of affect have their spatial connotations: a force or transmission takes effect on something from somewhere. Thus, rather than asking for affect’s extension in an absolute space, the question might be better framed by asking for its place or location across different understandings of space.
Some authors have come to describe affective place-making as resulting from the movement of (non-)humans through space and time (Ahmed 2006, 11), or from the distribution of virtual, habitual practices (Bissell 2015, 130); others argue that it is placed in a more abstract topological space or »phase space« (Massumi 1995), going beyond any Euclidian representation of space. Against this background, the notion of atmospheres (Anderson 2009) seem to be of descriptive value for affect studies precisely because of their intuitive physicality – something that I can enter and that could attune or afford me – and could thus be useful for more phenomenologically inclined research. In addition, processes of affection have been compared to socio-technical infrastructuring. The manipulation of affect as »a set of constantly performing relays and junctions« (Thrift 2007, 172) provides the background of emotional geographies that are as important for social relations as the infrastructural hardware. Because affects seem to take place at the intersection of potentiality and material actualization, it is the generative moments, in which we experience the turning from the potential into the actual, that call for investigation.

We are especially inviting contributions that address the following topics:

(a) We encourage contributions which address the moment in which virtual connectivity collapses into infrastructural materialization, where their relation concretizes the affective state of feeling (dis-)connected, for example, in moments of limited access, ubiquitous reachability, or nervous breakdown. What remains a central question we strive to answer is whether affect is linked to movements of (re-)territorialization, caused by ongoing attachments to certain places and their material constituents (Hutta 2015), and the reproduction of daily life habits and rhythms (Berlant 2006, 30), or whether it unfolds its animating virtuality through deterritorialization from a regulated order, thus actualizing new connections or disconnections.
(b) The tension between reterritorialization and deterritorialization requires inquiring into new forms of governing affect. Gilles Deleuze (1992) stresses in his »Postscript on the Societies of Control« that contemporary governing works through the modulation of free flows like affects or subjects and not through mechanisms of inclusion or exclusion. Modulation constitutes »blurry boundaries«. If we conceive of affect as flows of energy that attune bodies, the control of affective atmospheres seems to extend Deleuze’ insight, thus raising questions about the spatial relation between affect and atmosphere. If affect also harnesses the potential for deterritorialization, wouldn’t it need to exceed atmospheres as the ›new‹ spatiality of control?
(c) Asking for the location of affect allows us to re-think »traditional« political places, such as streets, talk shows, or parliaments. Beyond distinctions between »inside« and »outside«, »public« or »private« (Beasley-Murray 2003), adopting a relational perspective of protest movements for example has brought new forms of political collectivity into focus, from networks to swarms to multitudes (Thacker 2004). New spaces of the political can be thought on the basis of such relational accounts, which take seriously both the dis-/connection between bodies and between networked devices (Bennett and Segerberg 2012). Blogs, social media platforms, and internet communities can not only be productively contrasted with »traditional« spaces of participation, but their modes of affection might also extend insights into new time-spaces of contagion (Tarde 1969), or make us re-think the spatial, temporal, and affective categories of proximity and distance that underpin spaces of political participation.
(d) The question of locating affect also points to problematic antagonisms in affect theory. Ruth Leys (2011) has pointed out that some affect theories in fact reinstall a dualism between mind and body and disregard the tradition of embodied cognition. In a similar manner, Constantina Papoulias and Felicity Callard (2010) have criticized that some affect theorists use findings from neuroscience and developmental psychology in a way that amounts to a new biological essentialism. We can extend those criticisms with the conceptual hesitation that by throwing out intension, decision, and signification, alongside with cognition as the antagonist to affect, the possible theoretical basis for an affective politics becomes too narrow. Locating affective communication, for example, might benefit from situated and embodied cognition theories rather than enforcing old dualisms.

Leys’s criticism as well as Angerer’s (2014) historical reconstructions also show that the question of locating affect depends largely on the empirical methods upon which affect theorists in the humanities have built their abstractions. For example, the difference between emotion and affect in terms of their discreteness, the operational belatedness of cognition after affects, and the distinction between deep bodily processes and surface reactions, altogether remain disputed in the original psychological research domains (exemplified in the discussion of facial expressions between ›basic human emotions‹ theorists and behavioral ecologists). Other problems emerge when affect is conceptualized as ontological force, since then the agency of affected subjects and the influences of the social on affective forces call for an explanation (Hemmings 2005). In addition to pointing out the shortcomings of affect theories and their imported axioms and locational ›bias‹, we also welcome contributions that bring in alternative theoretical frameworks.
We believe that the question of location is pivotal for both the conceptual and empirical takes on affect.
To frame it as a series of questions: Where could affect be located: within the human/non-human, in-between them, in their environment, or in all three (Blackman 2012; Brennan 2004)? Is it to be found in abstract topological spaces or rather embedded in concrete bodies and spaces? What (new) problems and difficulties arise from thinking about the location of affect?

What we’re looking for:
On the one hand, we are interested in the spatial descriptions of affect on a conceptual level. On the other hand, we seek to gather examples and case studies, which address the concrete locality of affect in empirical works. Therefore, we aim to bring together articles from the social/human sciences, media studies, and philosophy. Submission Instructions
Be sure to submit your paper by 31st March, 2018 for consideration.

View the Instructions for Authors for details about style and form. All submissions should be made through the journal’s manuscript submission site, which can be found here:
All submitted papers will be evaluated by the editors, and publication decisions are based on double-blind peer review.
We are happy to receive inquiries by email. Please contact Vanessa Weber at vanessa.weber@wiso.uni- hamburg.de or Urs Stäheli at Urs.Staeheli@wiso.uni-hamburg.de

  • March 12, 2018

Feminist Speculations with Strange Bedfellows

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Call for Papers — Für den Workshop »Feminist Speculations with Strange Bedfellows« am ZeM
Lange vor dem speculative turn gehörten spekulieren, imaginieren und fabulieren als Denken im Futurum II und als visionäres Entwerfen anderer Zukünfte zum konstitutiven Bestandteil feministischer Theorien und Praktiken. Um nur einige Beispiele zu nennen: Das feministische Spekulieren tritt in den Science-Fiction Erzählungen von Ursula K. Le Guin und Marge Piercy auf, ist wesentlich für den Afrofuturismus Octavia Butlers, zeichnet die »multispecies fabulation« von Donna Haraway aus und ist Saidiya Hartmans postkoloniale Methode, nicht erzählte Geschichten zu rekonstruieren.
In den letzten Jahren zeichnet sich in den Debatten um Posthumanismus und new materialism eine Re Aktualisierung verschiedener Modi des Spekulierens ab. Es sind Autorinnen wie Anna Tsing, Karen Barad, Myra J. Hird oder Isabelle Stengers, welche die non-, post-, und parahumanen Herausforderungen an die Geisteswissenschaften in unterschiedlichen Weisen angehen, die durch die Prekarität der Gegenwart und Unplanbarkeit der Zukunft gestellt werden. Dabei zeigen sich mindestens zwei Schnittmengen dieser Positionen.
Die Frage, die im Fokus des Workshops steht, ist, wie im Zuge der Herausforderungen des Non-, Post- , oder Parahumanen das feministische Spekulieren in seiner Besonderheit des Spekulierens mit als erkenntnistheoretisches missing link zu nicht vorstellbaren Zeitlichkeiten und nichtlinearen Intraaktionen verstanden werden kann. Dabei soll das Non-, Post-, oder Parahumane nicht nur im ökologischen Kontext von Klimawandel und Ressourcenknappheit stehen, sondern vielmehr auch Medientechnologien umfassen. Unlängst haben Nicole Starosielski, Janet Walker und Jussi Parikka im Zuge der Debatte um sustainable media und eco-materialist media studies die methodologische Forderung geäußert, Medien als eine Form des Umschreibens der Erde neu zu denken oder gar neu zu erfinden und zu imaginieren. Diese beiden nicht voneinander trennbaren Bewegungen – die medientechnologische und die ökologische – sollen als Modi eines feministischen Spekulierens, Imaginierens und Fabulierens befragt werden.

Der Workshop richtet sich an Wissenschaftler_innen und Künstler_innen, die zu diesen und anderen Fragen im Zusammenhang mit dem Thema des Workshops aus kultur-, film- oder medienwissenschaftlicher, wissensgeschichtlicher, epistemologischer oder künstlerischer Perspektive arbeiten. Die Möglichkeit auf eine Teilfinanzierung der Reise- und Übernachtungskosten besteht. Wir erbitten Vorschläge für 15-minütige Inputvorträge.

Bitte senden Sie bis zum 12.03.2018 ein Vortragsabstract von nicht mehr als 250 Wörtern sowie einen kurzen Lebenslauf an ngramlic@uni-potsdam.de.

  • February 17, 2018

Agnès Godard, Marie-Luise Angerer and Mihaela Popescu: To Fight to Find a Place

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Blog — Conversation with Agnès Godard, Marie-Luise Angerer and Mihaela Popescu at the Berlin Critics‘ Week debate »A Sense of Structure«
Invisible structures, paradoxical symptoms, affects and the place of the audience: Before meeting at Berlin Critics’ Week to debate together on Saturday, February 17, Agnès Godard, Marie-Luise Angerer and the director of »Yet to Rule«, Mihaela Popescu are invited to exchange on some of the aesthetic and political questions raised by the film.

Agnès Godard: Camera woman for »Let the Sunshine In«, »Beau Travail«
Marie-Luise Angerer: Film scholar and author of »Ecology of Affect«, »The Body of Gender«
Mihaela Popescu: Director of the film »Yet to Rule«

Frédéric Jaeger: It’s easily considered a contradiction: an abstract structure and a concrete sensuality. In »Yet to Rule«, these dimensions are tied to one another. From the bedroom to the courtroom and back, the surreal journey we embark on by following the protagonists is also a discovery of structures – both psychological and sociological – between genders and between different positions of power and powerlessness in society. From your perspective, what is the relation between these two dimensions: the structural and the sensual (or affective)?

Agnès Godard: The film Yet to Rule proposes a cartography of a binary structure: relationships of power and domination, extended to gender relationships. Political system structure, psychological structure and film narrative structure are each functioning the same way in their respective fields: organized and working in a circle, in the logic of a closed circle within which affect hardly survives (I’d rather consider affect instead of sensuality, which seems to have been excluded). Everything seems to be under the weight of the rule. The law of the structure is prevalent. Only its operation is alive.
How does it work on the audience? Which place does it leave to the audience?
Does this rather radical choice kill everything? Or, on the contrary, does it introduce and lead the audience into a deep reflection about humanity’s perspective?
It seems to me that the challenge of the film lays in this proposition: to put the audience in an identical situation as the protagonists. The viewer will have to fight to find a place, to react to how the images look back at him/her.  So I don’t see a contradiction. I see the description of a structure in continuous work. An invisible structure? Is that the meaning of the last shots? Nobody seems to be aware of the danger… the next victims?

Marie-Luise Angerer: I would prefer to talk about a »sense of symptoms« instead of a sense of structures. Symptoms, as defined in psychoanalysis, allow to live the paradox, the contradiction, as well as the suppressed, without touching on it.
The film shows a speechless guy and his depressed, very aggressive (even self-aggressive) wife in private and public spaces. The wife’s mother has a dream about her, envisioning that she will be lost soon. I’m not sure whether the »structures« of the court are the same as those of their perverse sex game (him playing a dog – which, by the way, is a strong image in Eastern body art, Kuleg). Real powerlessness and so-called perverse subjectification don’t function on the same level. The opening scene leads into a direction which actually has no reference… or, alas, I can’t see it.
Where does the film point towards affective structures? Firstly, in very classical scenes: the aggressive – again, speechless – man in the kitchen, breaking his glass, which the woman has to clean up. The sister leaving the kitchen after not getting any response.
Secondly, one might argue that the lack of connection between all persons in the film acts as an affective dimension as I’ve defined it in my book, »Ecology of Affect«, namely as a connecting/disconnecting force.

Mihaela Popescu: I’m glad we’re starting with this question, because it defines the film so well. It’s true, it is abstract and concrete at the same time and this is mostly due to the way I see films. I see them as paintings in motion, as an exercise in seeing, and just like with a painting, the audience plays with the concrete and the abstract in their interpretations according to their own needs and internal logic. I welcome the two responses, because they reflect very well this binary characteristic of the film. You do see a concrete leash and could think of a perverse sex game with him playing a dog, which gives you a »sense of symptoms« rather than an abstract structure. But you can also ask yourself why is he a judge, why is the judge playing this perverse game in public? As Agnès Godard pointed out, you can start noticing a closed circle where the law of the structure is prevalent and only its operation is alive, you can notice how the affect hardly survives in this judicial system, and start wondering more about the abstract nature, about the (in)visibility of the structure and its sense. As I said, I see it as an exercise in seeing and it really depends on the audience how they want to approach this exercise – it’s not a contradiction, it’s rather a choice. I agree with Agnès, the viewer will have to fight to find a place, to react to how the images look at him/her in reverse.

Frédéric Jaeger: Let’s use those words: symptoms and affect. And I’ll add a third one: conventions. I see social conventions at work in »Yet to Rule«, and also cinematic conventions, especially those of the »Romanian New Wave«, which are laid bare, played with. Of course, it will depend on the specific perspective of the audience. Since the three of you are audiences yourself, how do those conventions impact your reactions to the film, be it immediately or in retrospect?

Mihaela Popescu: If I may, I will answer by saying that it’s very ironic to talk about social conventions on the day that you have to take a flight. Social and cinematic conventions are a given, of course, and you cannot do without them. I come from Romania, from a certain background, I worked with Romanian actors and a Romanian crew in a very specific time for Romanian cinema. So it all adds up and becomes part of you, part of the film. But also, as a filmmaker, you always feel the urge to play with these conventions, challenge them in your own personal way. The film gives you the opportunity to detach yourself, to become an outsider and think about what you see.

Agnès Godard: The cinematic convention questioned in this film might be that of »identification«.
From the Romanian New Wave, I’ve seen a film called »Police, Adjective«, by Porumboiu.
It’s also quite radical, based on repetition: first it’s mute and suddenly there’s lots of words (in a long sequence in a police officer’s office). It’s also about a relationship of domination.
Identification works during the screening… as an invitation to take a position.
For »Yet to Rule«, time is needed, even after screening. Then comes the question: is there a possibility of identification? Or, are we (the audience) invited to watch, to share this desire to watch, to see?
Then, to go on questioning: where is the border between identification mechanisms and voyeurism?
And therefore, when and how does fiction work? And feelings? Are the protagonists of a film to be loved or hated?

Marie-Luise Angerer: I’m not sure whether identification is the right term to describe the relationship between the audience and this film: I would rather speak about dis-affection in the sense of no(n-) identification. I would argue that it’s a film which does not attract or invite the audience to take part, neither on the side of the protagonists, nor on that of one of the ›underdogs‹ shown in the court. In my eyes it’s a »cold« film that – and here enters the question of conventions – follows a cinematic style I am inclined to call »South-eastern style«.
The very beginning of the film reminds me of art performances by Abramovic and Ulay, Oleg Kulik, etc. These have been categorized under the heading of »The Body in the East«. This cold style continues in the faces of the protagonists who don’t move, don’t smile, don’t react at all. The motionless faces correspond to the zero perspective of the state apparatus and thus follow a very strong »post-Communist« filmic convention… as far as I can tell.

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  • January 31, 2018

Affekte und Effekte: Perspektiven der sozial- und kulturwissenschaftlichen Gender Studies

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Call for Papers —Im Rahmen der International Summer School vom 23.07.-27.07.2018 an der LMU München
Von »The Promise of Happiness« (Ahmed 2010) zu »Cruel Optimism« (Berlant 2011), von »Scham/Shame« (Neckel 1993) zu »Depression« (Chetkovic 2012), von »Affect Labor« (Hardt 1999) bis zu »Cold Intimacies« (Illouz 2007) – Affekte und (ihre) Effekte sind in den letzten Jahren vermehrt zum forschungsintensiven Thema von Sozial- und Kulturwissenschaften, Gender sowie Queer Studies und Kulturanthropologie geworden. Ob etwa als leibliches Spüren, als Movens des Politischen, als historisch konstituiertes und medial vermitteltes Scharnier zwischen Sozialem und Subjektivem, als Modulation des Sozialen, als Dimension des Konsums oder als kritischer Eigensinn konkreter Praxis… Empirische Studien, theoretische Perspektiven und Begriffe von Gefühlen konstituieren das ermergierende Feld der »Affect Studies« (u.a. Baier et al 2014; Gregg/Seigworth 2010; fzg 20_2/2014), das multidisziplinär bestückt ist. Die Affect Studies thematisieren dabei eine Fülle empirischer und gesellschaftspolitisch relevanter Fragen zu Arbeit und Kommodifizierung von Emotionen (»emotional labour«), Sozialität und (De-)Legitimierung von Gefühlen (Scham, Ekel, Angst, Trauer, Sicherheit, Exzess, Lust, Frustration, Verwundbarkeit/Angst) oder Tropen und Sozialfiguren (»Angry Black Woman«, »snowflakes«). Die Affect Studies tragen u.a. zur Erforschung von »Politikverdrossenheit« und populistischen Bewegungen, Rassismus, Sexismus und dem Zusammenhang zwischen Gefühlen und Differenz bei. Sie befassen sich mit dem emanzipatorischen und transformatorischen, aber auch lähmenden und regressiven Potenzial von Gefühlen. Kritisch ist dabei gleichwohl zu befragen, ob die forschende Auseinandersetzung mit Affekten als Teil von Sozialität tatsächlich so neu ist. Schließlich gibt es eine lange Tradition in den Geistes- und Kulturwissenschaften, in den feministischen Theorien und in den empirischen Sozialwissenschaften, z.B. Emotionen und Leiblichkeit systematisch ernst zu nehmen.
Wir möchten das lose Konglomerat von Ideen, Theorie, Empirie der »Affect Studies« als Horizont nutzen, vor dem wir gemeinsam und interdisziplinär über Affekte und Effekte, also über die sozialen und politischen Dimensionen von Gefühlen – mit Fokus auf die intersektionale Kategorie »Gender« – wissenschaftlich nachdenken. Hierfür laden wir MA- Studierende und Doktorand*innen ein, die ihre Forschungsarbeiten bzw. Studieninteressen im Feld der Gender Studies verorten, sich mit eigenen Projekten für die Summer School »Affekte & Effekte« der LMU München zu bewerben.

Die Teilnahme an der Summer School bietet MA-Studierenden und Doktorand*innen die Möglichkeit, das eigene Forschungsprojekt bzw. Studienschwerpunkt mit profilierten internationalen Wissenschaftler*innen und mit anderen Studierenden/Promovenden zu diskutieren; die Summer School besteht aus täglichen Workshops, in denen intensiv an eigenen Projekten gearbeitet wird, gerahmt von Vorträgen ausgewählter Forscher*innen im Bereich Affect Studies. Manche Vortragende nehmen an den Workshops als Expert*innen teil. Für die Teilnahme werden ECTS Punkte vergeben. Eine kontinuierliche Teilnahme über die gesamte Woche ist obligatorisch.
Bisher bestätigte Vortragende:
Yv E. Nay (Basel), Antke Engel (Berlin), Pascal Eitler (Max-Planck-Institut Berlin); angefragt derzeit u.a. Hilge Landweer (Berlin), Andreas Reckwitz (Frankfurt/Oder), Judith Butler (Berkeley).

Bewerbungen in Form eines Abstracts (ca. 300 Wörter) und eines CV (max. 1,5 Seiten) bis zum 31.1.18 an affekte@soziologie.uni-muenchen.de. Die Auswahl der Teilnehmenden erfolgt im März 2018.
Nachfragen stellen Sie gern bei J. Fritsche; jana.fritsche@soziologie.uni-muenchen.de.

Für weitere Informationen zur LMU München hier klicken

  • November 23 – 25, 2017

Workshop »Stimmung, Milieu, Umwelt«

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Event — Der Workshop findet im Rahmen des kulturwissenschaftlichen DFG-Netzwerks »Stimmungen, Konflikte, Welten« und der Universität Potsdam statt.
Stimmungen sollen in diesem zweiten Netzwerktreffen nicht primär als etwas verstanden werden, was einem Subjekt in Form eines Affekts oder Gefühlszustands zugeschrieben werden kann, sondern im Anschluss an Leo Spitzer und unter Verschiebung der Fragestellung vom Stimmungs- zum Milieubegriff von ihrer präsubjektiven Räumlichkeit und Medialität her. Die Aufmerksamkeit soll dabei einerseits auf die Geschichte des biologischen Milieu-Begriffs bzw. des daran anschließenden Verständnisses von ›Umwelt‹ zwischen Determinierung eines Lebewesens von außen und Milieubildung durch das Lebendige gelegt werden (vgl. dazu im Überblick Canguilhem). Ein Ziel des Workshops soll darin liegen, die anthropologisch-biopolitischen Implikationen des Umwelt-Begriffs, wie er im 20. Jahrhundert von Uexküll und Heidegger vertreten wurde, auszuloten sowie alternative Vorschläge (vgl. Ingold) zu einem solchen Umweltdenken zu diskutieren.

Anmeldungen bitte bis zum 15. November 2017 an:
andrea.stahl@uni-osnabrueck.de

Programm:

  • November 21, 2017, 7.00 pm

Marie-Luise Angerer und Cécile B. Evans: »Medial mobilisierte Affekte«

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Event — Die Veranstaltung findet im Rahmen der Vortragsreihe »Politik der Emotionen. Macht der Affekte« statt.
»Politik ist immer emotional«, betont Lauren Berlant. Die ameri­kanische Literaturwissenschaftlerin und Queertheoretikerin bezeichnet Politik als den Schauplatz, auf dem sich gegen­sätzliche Interessen in einer Rhetorik manifestieren, die Phan­tasien nährt oder Menschen an den Traum eines besseren Lebens bindet. Doch nicht nur die Bedeutung von Affekten und Emotionen im Bereich der Realpolitik, sondern in gesell­schaftlichen Machtverhältnissen generell rückte in letzter Zeit verstärkt in den Fokus wissenschaftlicher und künstlerischer Disziplinen. Auch unter dem Einfluss der sogenannten affektiven Neurowissenschaften werden Emotionen dabei nicht länger als Gegensatz zur Kognition begriffen; sie erscheinen vielmehr als dessen notwendiger und unvermeidlicher Partner.

Gerade in aktuellen politischen Ereignissen scheinen Emo­tionen als Währung – beispielsweise für restitutive und reak­tionäre Ausgrenzungs­ und Abschottungsbemühungen – hoch im Kurs zu stehen. Das cx centrum für interdisziplinäre Studien nimmt dies zum Anlass, fast zwei Jahrzehnte nach der ersten Proklamation eines »Affective Turn« das Thema Affekte und Emotionen als bedeutende zeitgemäße Analysekategorie des Sozialen wieder aufzugreifen. Die sechste Vortragsreihe des cx konzentriert sich in diesem Zusammenhang insbesondere auf das gegenwärtige Verhältnis von Macht und Emotionen, wie in den emotional gesättigten Machttechniken von Glücks­versprechen, heraufbeschworenen Angstszenarien und Wut­ ausbrüchen, aber auch in der eher positiv bewerteten Macht von Empathie und Solidarisierung. Sie fragt nach dem Ein­fluss der medialen Vermittlung von Emotionen und affektiven Gestimmtheiten, nach potentiell neuen Kräfteverhältnissen durch eine Maschinisierung von Affekten und erforscht ak­tuelle künstlerische und gestalterische Reflexionen und De­konstruktionen emotionaler Regime. Im Anschluss an promi­nente Stimmen des Affektdiskurses, wie beispielsweise Brian Massumi, differenziert die Vortragsreihe zwischen Affekt als Veränderung der Handlungsmacht eines Körpers, die durch ein Zusammentreffen mit anderen Körpern, dessen Energien und Intensitäten, hervorgerufen wird, und Emotion als sozia­lem Phänomen und psychologischer Erfassung eines Affekts. Da diese schillernden Begriffe jedoch je nach Disziplin und Theoretiker_in unterschiedlich interpretiert und eingesetzt werden, sind ihre Differenzen und Übergänge von Panel zu Panel immer wieder aufs Neue zu bestimmen.

Für den Vortrag hier klicken

  • November 09, 2017

Marie-Luise Angerer im Interview mit dem rbb INFOradio: Smartphones werden emphatisch

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Blog — Marie-Luise Angerer über die Beziehung zwischen Menschen und ihren Smartphones beim rbb-Radiosender.
Marie-Luise Angerer erläutert im Gespräch mit dem rbb Wirtschaftsreporter Johannes Frewel die »digitale Transformation von Emotionen«: »Die medientechnische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten beeinflusst nicht mehr nur stark unsere Wahrnehmung, sondern adressiert vor allem unsere Gefühle und Affekte.«

Was für Risiken mit dieser Entwicklung entstehen können bezüglich der Regulierung von Techniken und der ökonomischen Faktoren und wie sie den öffentlichen Diskurs verändern, ist im kompletten Interview zu hören.

  • November 1 – 3, 2017

Affective Transformations: Politics. Algorithms. Media.

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Event — International conference focusing on the emergence of »affective media« (i.e. technologies capable of processing affect) and the simultaneous social and political transformations engendered by uncontrollable »media affects« like hate speech and public shaming etc.
The affective turn has recently come under pressure. The fascination with all things affective that emerged during the 1990s and peaked in the first decade of the 21st century has lost its former innocence and euphoria. Affect Studies and its adjacent disciplines have now to prove that they can cope with the return of the affective real that technology, economy and politics entail.
Two seemingly contradictory developments will be picked up as starting points for the conference. First, innovations in advanced disciplines such as affective computing, mood tracking, sentiment analysis, psycho-informatics and social robotics all share a focus on the recognition and modulation of human affectivity. Mechanisms like individual affect regulation or emotion management are being increasingly transferred onto personal digital devices. These algorithmic technologies collect affective data, process them and nudge users into normalized behavior and patterns of feeling. Affect gets measured, calculated, controlled.
Secondly, recent developments in politics, social media usage and journalism have contributed to a conspicuous rise of hate speech, cybermobbing, public shaming, »felt truths« and resentful populisms. In a very specific way, politics as well as power have become affective. In light of the rise of neo-nationalisms, religious and conspiratorial fanaticisms and presidentially decreed patriotism, the question what affective politics does, can or should mean attains an unparalleled urgency. Affects gets mobilized, fomented, unleashed.
We thus witness, on the one hand, the emergence of what we propose to call »affective media«, i.e. technologies and applications that rationalize affects by processing them algorithmically. On the other hand, we observe that (social) media affects become irrational and seem to have disruptive effects on the political as well as social order of (not only) Western democracies. These two developments appear to be linked. For example, while social media echo chambers are part of the affective media spectrum, their effects are very real and are radically altering our socio-political landscapes (e.g. Brexit, US election). What was invented to control affect has furthered uncontrollability on a potentially global scale.
By assembling scholars from different fields of research who have devoted a significant part of their careers to the question of affectivity, we want to examine this apparent paradox and put the emphasis on its historical, transformational nature. When the ways we deal with our affectivity get unsettled in such a dramatic fashion, we obviously have to rethink our ethical, aesthetical, political as well as legal regimes of affect organization. This is not just a purely academic task, but rather an issue of responsibility.

The conference will be organized by the research network »Affect- and Psychotechnology Studies«, a collaboration of researchers from such diverse fields as philosophy, media studies, psychology, sociology, and law. The network was founded in 2015 out of an impulse to critically engage with the manifold implications of emerging affect-related technologies, and is currently funded by the DFG (German Research Foundation). The Potsdam conference will mark the end of the first phase of its research agenda.

Conference Booklet

 

WEDNESDAY, NOVEMBER 1

2:30 pmRegistration
3:30 pmBernd Bösel (Potsdam): Welcome and Introduction
3:45 pm
Performance Lecture and Installation
Dina Boswank (Berlin), Timo Herbst (Berlin/Leipzig), Irina Kaldrack (Braunschweig): Transforming Political Gestures Through a Chain
4:30 pm
Opening Lecture
Marie-Luise Angerer (Potsdam): Paradoxes of Becoming Intense. On ›Smart‹ Companionship, Significant Selfies and Animojis
(Chair: Bernd Bösel)
5:30 pm
Coffee break
6:00 pm

Evening Lecture
Richard Grusin (Wisconsin-Milwaukee): Counter-Mediations
(Chair: Marie-Luise Angerer)

THURSDAY, NOVEMBER 2

10:00 amLecture 1
Andrew A. G. Ross (Ohio): Digital Humanitarianism and the Cultural Politics of a Planetary Nervous System
(Chair: Michaela Ott)
11:15 amCoffee break
11:30 am
Panel 1: Aufklärung 2.0 / Enlightenment 2.0

Markus Rautzenberg (Essen): Alien Thinking. On the Return of the Sublime
Mathias Fuchs (Lüneburg): Affect Esoterics
Sandra Wachter (Oxford): Law and Ethics of Big Data, AI, and Robotics
(Chair: Jutta Weber)
1:00 pmLunch
2:30 pm
Lecture 2
Pierre Cassou-Noguès (Paris): The Synhaptic Monster
(Chair: Mathias Fuchs)
3:45 pm

Coffee break
4:00 pmPanel 2: Techno(Ir)rationalities

Jutta Weber (Paderborn): Techno(ir)rationality and Technosecurity
Oliver Leistert (Lüneburg): Effective Affects with Social Bots
Bernd Bösel (Potsdam): Affective Media Regulation
(Chair: Serjoscha Wiemer)
5:30 pm

Coffee break
6:00 pm

Evening Lecture
Michaela Ott (Hamburg): Affective Media Politics
(Chair: Markus Rautzenberg)
8:00 pm

Conference Dinner

FRIDAY, NOVEMBER 3

10:00 amLecture 3
Paul Stenner (London): Affect on the Turn. Liminal Media for Affective Transformation
(Chair: Thomas Slunecko)
11:15 amCoffee break
11:30 am
Panel 3: Conceptualizing Interfaces of Affection

Dawid Kasprowicz (Witten-Herdecke): Encoding Proximity. Intuition in Human-Robot Collaborations
Kathrin Friedrich (Berlin): Interfacing Trauma. Virtual Resilience Training in Military Contexts
Lisa Schreiber (Berlin): Empathy in Human-Machine Interaction. A Concept of Interpersonal Relation in Affective Computing
(Chair: Oliver Leistert)
1:00 pmLunch
2:30 pm
Panel 4: Ambiguities of Algorithmic Care

Serjoscha Wiemer (Paderborn): Affective Robots that Care
Irina Kaldrack (Braunschweig): Distributed Autonomy
Gabriele Gramelsberger (Aachen): Promising Care, Longing for Data
(Chair: Bernd Bösel)
4:00 pm

Coffee break
4:30 pmClosing Lecture
Jean Clam (Paris): Witnessing the Dismantlement of a Proven Structure of Belief. Renews the Actuality of a (»Pathological«) Grammar of Assent
(Chair: Gabriele Gramelsberger)

We wish to express our gratitude to the following organizations:

Universität Potsdam
Europäische Medienwissenschaft (EMW)
Fachhochschule Potsdam
Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM)
Universitätsgesellschaft Potsdam e.V.

  • October 27, 2017

Moritz Senarclens de Grancy zum aktuellen Buch »Affektökologie« von Marie-Luise Angerer

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Blog — Rezension zum aktuellen Buch auf Wunderblog.de: E-Journal für Psychoanalyse
Die Digitalisierung bringt manche Gewissheit ins Wanken, zum Beispiel im Hinblick auf die Unterscheidung von Mensch und Maschine. Neu ist nicht so sehr der Cyborg, der menschenähnliche Roboter, sondern die datenbasierten digitalen Helfer, die sich massenhaft anschicken, uns das Leben zu erleichtern. Ihre Algorithmen agieren im Hintergrund und sind darauf programmiert, uns mit spielerischer Leichtigkeit dort abzuholen, wo wir sie bislang nicht erwartet haben: in der Sphäre des Affektiven. Weil wir mit jedem Mausklick eine individuelle Spur im Netz hinterlassen, können Algorithmen nicht nur unser Konsumverhalten und Interessen auslesen, sondern auch den Code unserer Leidenschaften. Weitgehend ahnungslos in Bezug auf die technische Intelligenz von Facebook, Google und anderen Internetplattformen lassen sich Menschen von intelligenten Algorithmen austesten und lenken – wie zuletzt bei den Wahlkampagnen vor den österreichischen Parlamentswahlen.
Die Forschung interessiert sich daher seit langem dafür, die Schnittstelle von Mensch und Maschine neu auszuloten. Hier setzt der Essay der Medienwissenschaftlerin Marie-Luise Angerer an und untersucht mit dem Modell einer Affektökologie die Grenzverschiebungen im Diskursverlauf zwischen zwei Formen von Intelligenz – Mensch und Maschine –, die sich immer weiter annähern. Angerer zufolge verstärken Medien die Mobilisierung von Affekten nicht nur, sondern sind vor allem deren Bedingung. Als gemeinsamer Berührungspunkt erweist sich der Affekt insofern prädestiniert, als sein dem Denken vorgelagerter Naturalismus es erlaubt, über ein Szenario zu reflektieren, in dem der Wirklichkeitszugang über biomorphes »Erfassen« (A. N. Whitehead) – jenseits diskursiver Ansprüche – Verbindungen und Wirklichkeitsbezüge herzustellen imstande ist.

Für den kompletten Beitrag hier klicken

  • October 4, 2017

Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift für Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt »Psychische Apparate«

  • July 27, 2017, 7.00 pm

Gespräch mit Marie-Luise Angerer: Beyond the Senses. Bodies, Technology, Environment

  • July 12, 2017, 6.00 pm

Jan Slaby: Affekt und Politik. Philosophische Sondierungen

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Event — Die Veranstaltung ist Teil der Reihe »Feeling Out of Joint: Das Unbehagen an der Affektpolitik«. Das jüngste Aufkommen und der Erfolg rechtspopulistischer Bewegungen in Europa und den USA lassen die Frage nach dem Verhältnis von Affekt und Politik dringlich werden. Welche Rolle spielen Affekte und Emotionen im politischen Geschehen? Im Vortrag wird es zunächst um eine kritische Sondierung aktueller Positionen zu diesem Thema gehen, vor allem aber soll eine ontologisch grundlegende Verhältnisbestimmung von Affektivität und Politik unternommen werden. Das Politische betrifft die kollektive Gestaltung menschlicher Angelegenheiten, sofern diese kontingent und somit veränderbar sind. Die menschliche Affektivität ist ihrerseits nur verstehbar, wenn sie sowohl auf die Kontingenz und Endlichkeit des Lebens bezogen wird als auch in jenem »Bezugsgewebe der menschlichen Angelegenheiten« (Arendt) situiert wird, das allein die Sinnhaftigkeit und damit Verstehbarkeit menschlicher Lebensvollzüge ermöglicht. Damit ergibt sich die Möglichkeit einer wechselseitigen Bestimmung von Affekt und Politik, und auf dieser Grundlage sowohl eine Politisierung der Affektforschung als auch eine affekttheoretisch fundierte Analyse politischer Vorgänge und deren Voraussetzungen. Es werden u. a. Arbeiten von Arendt, Butler, Massumi, Mohrmann, Nussbaum und Protevi angesprochen.

Jan Slaby ist Professor für Philosophie des Geistes an der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Philosophie der Emotionen, im Bereich sozialer Theorien des Geistes, in einer kritischen Philosophie der Humanwissenschaften sowie in der Sozial- und politischen Philosophie. Jan Slaby ist Vorstandsmitglied im Berliner Sonderforschungsbereich Affective Societies. Veröffentlichungen u. a. die Monographie »Gefühl und Weltbezug«, 2008; der Sammelband »Critical Neuroscience: A Handbook of the Social and Cultural Contexts of Neuroscience,« 2012 (hg. mit Suparna Choudhury), und zuletzt der Artikel »Mind Invasion: Situated Affectivity and the Corporate Life Hack«, in »Frontiers in Psychology«, 2016.

Die weiteren Termine der Veranstaltungsreihe »Feeling Out of Joint: Das Unbehagen an der Affektpolitik« können hier eingesehen werden.

  • June 7 – 9, 2017

Environmental Humanities and New Materialisms: The Ethics of Decolonizing Nature and Culture

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Event — International Conference organized by New Materialism: Networking European Scholarship on ›How Matter Comes to Matter‹, European Cooperation in Science and Technology (COST)

Keynote speakers: Sandra Regina Goulart Almeida (Universidade Federal de Minas Gerais), Rosi Braidotti (Utrecht University), Bruno Latour (SciencesPo), Angela Mitropoulos (University of Western Sydney), Iris van der Tuin (Utrecht University). With participation of Marie-Luise Angerer (University of Potsdam), Irina Kaldrack (Braunschweig University of Art), Martina Leeker (Leuphana University Lüneburg) and Kathrin Friedrich (Humboldt University Berlin).

We are immersed in matter, invaded by streams of living and technological subjects. Our bodies are exchanged, extended and interconnected in myriad different ways. The New Materialisms investigate the incessant materialization of the world. Matter is not a stable substance, neither localizable nor identifiable through clearly defined boundaries. Within both human and nonhuman environments, social and biological ontologies, everything exists in a constant state of change and materialization. The New Materialisms offer an alternative literacy with which to address the task proposed by the political consideration of the relations of difference, as well as those of divides. In the specific terms of feminist scholarship, this literacy has emerged as a »quantum literacy«, offering a significant turn for critical and creative discourses. Yet quantum literacy also possesses relevance beyond feminist theory, as a tool for all of those who are interested in conceiving more adequate terms for expressing knowledge production and the ethical terms of life and nature itself (Bühlmann, Colman & Van Der Tuin, 2016). The political agenda of this literacy offers a number of strategies for the conceptualization of entities and events (for example, migration and refuge; border control and actions of militarism; climate change and ecology), and for wider knowledge production across the sciences and humanities. As such, the New Materialist turn and its provocations coalesce as part of a paradigmatic shift currently occurring in the environmental humanities, and media and technology studies – across the humanities and the sciences – some of which are articulated under the concepts explored in post-capitalist, post-humanist, and post- colonial positions.

Environmental Humanities and New Materialisms share an ethic of decolonizing nature and culture, as they depart from anthropocentric and constructivist positions. Our call is to consider ourselves as permeable, part of the ebb and flow of the Anthropocene, part of the »stuff of the world« (Alaimo, 2016). It is a call to investigate how climate change and the sixth great extinction are captured as scientific data, and to inhabit an environmentally ethical sense of matter within a world caught in the throes of change. New Materialist concepts of living matter upset conventional distinctions between matter and life, inorganic and organic, passive object and active subject (DeLanda, 2000). In Barad’s »Agential Realism« (2007), material agency does not privilege the human, just as for Bennett,»thing power« (2004) emphasizes the shared material basis and the kinship of all things, regardless of their status – human, animal, vegetable, or mineral. It is through this sense of mutual implication that the New Materialisms can contribute to an ecological ethos. Our call is to consider the New Materialisms as an opportunity to enrich pre-existing conjunctions across environmental philosophy, environmental history, ecocriticism, cultural geography, cultural anthropology, and political ecology, including their debates as captured by the environmental humanities. These fruitful alliances could help build environmental posthumanities, as environmental humanists, activists and stewards work to reveal and reshape the flows of material agencies across regions, environments, animal and human bodies.

Conference website

 

  • June 1, 2017, 8.30pm

Buchvorstellung im Pro qm, Berlin: Affektökologie. Intensive Milieus und zufällige Begegnungen

  • June 30, 2017, 9.45 am

Bernd Bösel: Affect Disposition. Psychopower. Eventology

  • June 15, 2017, 6.00 pm

Markus Rautzenberg: Sprünge ins Ungewisse. Zum Verhältnis von Spiel, Affekt und Arbeit

  • June 22, 2017, 6.00 pm

Buchvorstellung im UZA, Wien: Affektökologie. Intensive Milieus und zufällige Begegnungen

  • May 04, 2017

Zum Auftakt der Vortragsreihe »Feeling Out of Joint? Das Unbehagen an der Affektpolitik«

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Blog — Einleitungstext der Veranstaltung »Feeling out of Joint? Das Unbehagen an der Affektpolitik« von Bernd Bösel. Der Titel der Vortragsreihe enthält, so viel ist unschwer zu erkennen, mehrere Anspielungen: Zunächst re-zitiert er eine durch Shakespeare bekannt gewordene Wendung, nämlich »being of joint«, was durch Schlegel als »aus den Fugen sein« übersetzt wurde. Es ist sicher nicht notwendig, an die besondere Konstellation in Hamlets Familiendrama zu erinnern – stattdessen soll nur festgehalten werden, dass der Satz »the time is out of joint«, mit dem der 1. Akt der Tragödie endet (übrigens begleitet von einem Fluch von Seiten Hamlets, dass ausgerechnet er dazu auszuersehen wurde, die Zeit wieder einzurichten, sie wieder zu berichtigen), aufgrund seiner allgemeinen gegenwartsdiagnostischen Potenz weit über die dynastischen Verwerfungen des Hauses Dänemark Anwendung fand. Ich erwähne hier nur das dekonstruktive Spiel, das Derrida mit dem Motiv »die Zeit ist aus den Fugen« anstellte, als er sich mit »Marx’ Gespenstern« herumschlug: nämlich einmal in Gestalt des Gespensts des Kommunismus, das von Marx selbst im »Kommunistischen Manifest« zuerst beschworen und dann wieder gebannt wurde, wie auch in Gestalt des Gespensts der historischen Figur Marx. Freilich ließe sich gegen die Überhöhung dieser literarischen Allusion die skeptische Frage einbringen, welche Zeit denn jemals nicht aus den Fugen gewesen wäre. Ist das Aus-den-Fugen-Sein denn nicht der eigentliche Normalzustand, seitdem es so etwas wie Geschichtlichkeit gibt? Und ist dieses Aus-den-Fugen-Sein-der-Zeit nicht umso mehr zum permanenten Ausnahmezustand geworden, seitdem die Technik zum Subjekt der Geschichte wurde, wie Günther Anders es formuliert hat?

Nun, wie auch immer: Die unsrige Zeit ist vielleicht in jeder Hinsicht aus den Fugen, und einer dieser Hinsichten will sich die hiesige Vortragsreihe widmen – daher der Titel »Feeling Out of Joint?«, der sich in seiner Mehrdeutigkeit nicht übersetzen lässt, ohne bereits eine Entscheidung zu treffen. Denn die Frage »Feeling out of Joint?« ist mindestens zweifach lesbar: Einmal könnten Sie sich direkt angesprochen fühlen, so als ob Sie persönlich gefragt wären, ob Sie sich so fühlen, als seien Sie aus den Fugen geraten. Sich aus den Fugen, oder auch aus den Angeln gehoben fühlen, das würde dann vom Bild her in etwa der Metapher des Derangiertseins entsprechen, oder auch des Deliriums, das ja ähnlich haptisch meint, dass etwas aus der Rille gesprungen, modern gesprochen: entgleist sei. Und wer könnte heute schon dagegen setzen, dass das unverständlich oder gar unvernünftig wäre? – Andererseits kann die Frage aber auch so aufgefasst werden, dass »feeling« als Substantiv in Frage steht, also das Gefühl in einem allgemeinen, nicht bloß subjektiven Sinn. Sind die Gefühle aus den Fugen geraten? Angesichts der offensiven Rhetorik bezüglich gefühlter Wahrheiten, aber auch der Schamlosigkeit und Selbstgerechtigkeit, mit der heute auf Sorgen, Ängste und Ressentiments beharrt wird, wäre das eine vielleicht zutreffende, vielleicht aber auch prekäre Diagnose. Sie rechtfertigte zumindest die Rede von einem »Unbehagen«. Es lässt sich aber die Frageschraube noch ein wenig weiter drehen: Denn bislang wurde so gefragt, als ob völlig klar wäre, was »feelings« sind. Das Gefühl selbst, als Konzept und Phänomen, blieb dabei in den altbekannten psychologischen Fugen. Nun wurde aber in den letzten Jahren gerade das, was wir gemeinhin mit Gefühl und Emotion bezeichnen, von bestimmten Disziplinen (der Philosophie, der Soziologie, den Cultural Studies, den Body Studies, der Humangeographie, um nur einige der vielleicht beredtesten zu nennen), nun ja, aus den Angeln gehoben, aus den Fugen gesetzt, entfügt und wiederum neu verfügt, wenn man so will. Der Begriff oder das Konzept, mit dem dies geleistet wurde und wird, heißt »Affekt«, oder besser noch »affect«, denn der englische Ausdruck leistet mehr, als es der deutsche kann, wird er doch als ontologischer Grundbegriff für die vermeintlich simple Tatsache des Einwirkens von Körpern aufeinander verwendet. Die Emotion oder das Gefühl wird hingegen als eine psychologische und/oder mentale Aneignung, Einhegung und Kodierung eines Affekts durch ein Subjekt aufgefasst – und diese Aneignung, Einhegung und Kodierung bleibt immer unvollständig, sodass »Affekt« oder eben »affect« einen so produktiven wie zugleich unverfügbaren Überschuss markiert.

Wenn im Untertitel der Vortragsreihe von einem »Unbehagen an der Affektpolitik« die Rede ist, dann ist diese affektive Differenz implizit mitangesprochen. Das Unbehagen fängt freilich gerade im Deutschen schon da an, wo mit irgendeiner Form von Gefühl Politik gemacht wird, wo also Gefühle politischen Interessen gemäß verfügt werden – verfügt im Bedeutungsspektrum vom Anordnen bis hin zum Befehlen. Dieses Unbehagen scheint mir nun aber nicht unbedingt geringer zu werden, wenn man statt von Gefühls- oder Emotionspolitik von Affektpolitik spricht – wenn es denn wahr ist, dass Affekte die rein körperliche und präkognitive Seite der Gefühle darstellen. Dazu ein Ergebnis aus einer aktuellen lexikalischen Recherche: Unter dem Schlagwort »Affektpolitik« lassen sich über die deutschsprachigen Bibliothekskataloge bislang nur eine Handvoll Einträge finden (fast alle kommen sie aus der Literatur- oder der Filmwissenschaft, die für die die mediale Vermittlung und Gestaltung von Affekten keine Neuigkeit ist und die, anders als etwa die Kommunikationswissenschaft, die Politikwissenschaft oder die Historie diese Vermittlung auch nicht einfach skandalisieren können). Dagegen erlebt die Wendung »affective politics« gerade einen wahren akademischen Boom, der sich auf zahlreiche Disziplinen und Fachjournale distribuiert.

Wenn man also, wie hier an dieser Stelle nur angedeutet werden konnte, an einer Differenz von Affekt und Emotion oder Gefühl festhält bzw. diese Differenz überhaupt erst einmal einzuziehen gedenkt, dann muss das auch für die Politik gelten – dann lassen sich Affekt- und Emotionspolitik wohl nicht mehr synonym gebrauchen, weil sie jeweils andere Konnotationen mit sich tragen, wenn nicht sogar auf divergierende Phänomene verweisen. Diese Differenz nimmt in der Vortragsreihe daher einen zentralen Platz ein, der sich schon in den Vortragstiteln »Gefühlsordnungen der Unzufriedenheit. Affektpolitiken und Emotionsregime des Dissens« von Veronika Zink sowie »Was Affektpolitik gewesen sein wird« von Markus Rautzenberg widerspiegelt. Der historisch orientierte Vortrag von Pasi Valiaho, »Projection, Passion, Speculation ca. 1700« bringt dagegen mit »passion« einen weiteren Begriff ins Spiel, der zu seiner Blütezeit Anlass für eine liberale Passionspolitik gab, die durch ihr zeitgenössisches Fortwirken eine weitere Variante des Unbehagens grundiert.

Der Text ist die Einleitung der gleichnamigen Vortragsreihe.

  • April 27, 2017

Marie–Luise Angerer: Affektökologie. Intensive Milieus und zufällige Begegnungen / Ecology of Affect. Intensive Milieus and Contingent Encounters

  • May 18, 2017, 6.00 pm

Pasi Väliaho: Passion, Projection, Speculation ca. 1700

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Event — The lecture is part of the lecture series »Feeling Out of Joint. Das Unbehagen an der Affektpolitik«. This talk takes a historical look at some of the concerns we are facing today with the triumph of the neoliberal economy – an economy that is underpinned by a post-democratic political reality populated by atomistic individuals programmed in their desires to compete for possession and wealth but at once overwhelmed by fears, dangers and risks. The talk goes back to what historians call the »financial revolution« that took place in England at the turn of the seventeenth and eighteenth centuries, and the ensuing financial crisis that shook Europe in the late 1710s. It was during this time that speculation with future gain was first established as a key mode of capital accumulation (in close relation with colonial trade) with significant socio-psychological consequences. The »revolution« was accompanied with the rise of a new kind of »possessive individual« attached to expectations, calculations and imaginary gains, and driven by passions, needs and self-interests – as well as, curiously, with particular media historical developments. Namely, those involved in trading with futures were called »projectors,« and the virtualization of things and relations via speculation became understood with regard to the key entertainment medium of the time: the magic lantern, which first materialized the kind of virtual and fictional imagery that our current media culture is based on. This talk discusses these coincidences; how both economic relations and images were released from their material constraints as (imaginary or optical) projections, and how simultaneously, the forces of egoistic passions were triggered within the individual as a form of government. Here, we might find resonances with our current (visual) media economy in which selfishness and the pursuit of one’s impulses and desires have been, once again, unleashed as political and economic weapons.

For further informations about the lecture series: »Feeling Out of Joint. Das Unbehagen an der Affektpolitik«.

Audio

  • April 27, 2017, 6.00 pm

Veronika Zink: Gefühlsordnungen der Unzufriedenheit. Affektpolitiken und Emotionsregime des Dissens

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Event — Die Veranstaltung ist Teil der Reihe »Feeling Out of Joint: Das Unbehagen an der Affektpolitik«. Im Zentrum des Vortrags von Veronika Zink wird eine Auseinandersetzung mit zwei prävalenten Formen des politischen Widerstands in der Gegenwartsgesellschaft stehen, die gemeinhin entgegensetzte Pole des politischen Spektrums markieren: dem Aufbegehren identitärer, sozial exklusiver Bewegungen einerseits und nicht-repräsentativer, nicht-identitärer sozialer Bewegungen andererseits, die das Ideal einer offenen Gesellschaft suchen zu verkörpern. Ziel des Vortrags wird es sein, die Gefühlsordnungen dieser recht idealtypischen Formen des gesellschaftlichen Dissens zu verstehen: von der emotionalen Kommunikation der Unzufriedenheit mit den Mitteln distinkter Emotionen wie Wut und Ärger auf der einen Seite bis hin zum Hoffen auf liquide Affektpolitiken der Freundschaft auf der anderen Seite. Die hier jeweils repräsentierten Gefühlsordnungen des Widerstands geben, so die These, nicht nur auf unterschiedliche Weise einer Erfahrung der Nichtigkeit ihren Ausdruck, sondern rekurrieren gleichwohl auf disparate Vorstellungen von Subjektivität und Sozialität. Aus soziologischer Sicht stellt sich dabei die Frage, inwiefern diese Gefühlskulturen des Dissens gegenwärtige sozio-ökonomische Bedingungen und etablierte gesellschaftliche Strukturen reflektieren.

Dr. Veronika Zink ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Organisationssoziologie an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg. Nach ihrem Studium der Soziologie, Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz promovierte sie 2014 im Rahmen des Exzellenzclusters »Languages of Emotion« an der Freien Universität Berlin zum Thema »Von der Verehrung. Eine kultursoziologische Untersuchung«. Anschließend war sie als Research Postdoc am kulturwissenschaftlichen Graduiertenzentrum (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Aus einer gegenwartsdiagnostischen Perspektive und in Auseinandersetzung mit Prozessen des sozialen Wandels und der kulturellen Transformation liegt ein Hauptaugenmerk ihrer Forschung auf der Untersuchung der Schnittstellen zwischen Kultur und Ökonomie.

Die weiteren Termine der Veranstaltungsreihe »Feeling Out of Joint: Das Unbehagen an der Affektpolitik« können hier eingesehen werden.

Audio

  • April 27 – July 12, 2017

Feeling Out of Joint: Das Unbehagen an der Affektpolitik

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Event — In Anbetracht der psychischen Gewalt im Netz und einer wieder auf starke Emotionalisierung setzenden Politik will die Vortragsreihe danach fragen, mit welchen Umbrüchen in der theoretischen Konzeption und der praktischen Regulation des Affektiven wir es gegenwärtig zu tun haben. In den letzten Jahren haben sich die social media zunehmend als Beförderer antisozialen und antisolidarischen Verhaltens entpuppt. Begonnen hat dies zunächst mit dem exzessiven Gebrauch der sozialen Medien als narzisstische (Re-)Präsentationsforen. Doch die kulturkritischen Anklagen dieses Verhaltens lesen sich heute bereits als Reminiszenzen an eine vergangene Zeit der Harmlosigkeiten. Denn die Verbreitung von Neid, Wut und Hass (also von territorialisierenden Affekten im Sinne von Deleuze/Guattari) hat im Internet zuletzt geradezu epidemische Ausmaße angenommen – und die psychische Gewalt, die hierbei ausgeübt wird, hat oftmals auch den Ausbruch physischer Gewalt zur Folge. Dazu kommt ein neuerdings auch in der Politik in Mode gekommenes Beharren auf »gefühlten Wahrheiten«, das in verstörender Faktenresistenz auf die Autorität des jeweils sich meldenden Affekts pocht.

Diese Entwicklungen machen die Frage nach der »Ordnung der Gefühle« wieder relevant, die im akademischen »Begehren nach dem Affekt« der letzten Dekade wohl zu wenig beachtet wurde. Warum versagen die Kulturtechniken der Affektregulation auf einmal in so massivem Ausmaß? Welche neuen Methoden der Affektregulation emergieren aktuell? Handelt es sich dabei um Top-Down oder um Botton-Up-Methoden, oder lässt sich dieses hierarchische Modell gar nicht mehr zielführend anwenden? Wie lässt sich das Unbehagen angesichts der zeitgenössischen Affektpolitiken angemessen zur Sprache bringen?

Das ZeM zieht im April um. Die neue Adresse lautet Hermann-Elflein-Straße 18, 14467 Potsdam

PROGRAMM

27.04.2017 | 18.00Veronika Zink: Gefühlsordnungen der Unzufriedenheit. Affektpolitiken und Emotionsregime des Dissens
18.05.2017 | 18.00Pasi Väliaho: Passion, Projection, Speculation ca. 1700 (in englischer Sprache)
15.06.2017 | 18.00Markus Rautzenberg: Sprünge ins Ungewisse. Zum Verhältnis von Spiel, Affekt und Arbeit
12.07.2017 | 18.00Jan Slaby: Affekt und Politik. Philosophische Sondierungen

 

Für die Audiomitschnitte hier klicken.

  • April 24, 2017, 7.00 pm

Configuring Corporeality: Performing Bodies and Autonomous Machine

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Event — Marco Donnarumma, artist, scholar and Research Fellow at Berlin University of the Arts, hosts a one-day symposium investigating the hidden threads across posthuman affect, cognitive robotics, ritual performance and art. Three stakeholders engage in a series of lectures and an ensuing collective conversation so as to offer a transdisciplinary insight into how today’s forms of (intelligent?) computation can affect – and be affected by – bodies, machines and the arts. Coupling theory with practice, the event features the exhibition of a prototype for Donnarumma’s forthcoming new artwork, an autonomous prosthetic sculpture named Amygdala, as well as a screening documenting the creative process of the artist and his collaborators.

The event is part of Configurations (2016-18), an artistic research project exploring the abject and intimate borders between human and machine through performance, ritual and sound. The project is funded by Graduiertenschule at Berlin U. of the Arts, Berlin Centre for Advanced Studies in Arts and Sciences and Einstein Stiftung Foundation. It is made possible by a partnership with the Neurorobotics Research Laboratory (DE),  a collaboration with Ana Rajcevic Studio (DE/UK), and support from Hack the Body, Baltan Laboratories (NL).

Open to the public, no prior registration is needed.

Invited speakers:

Marie-Luise Angerer
Chair for Media Theory / Media Studies, Institute of Arts and Media, Potsdam University, Berlin, and author of the forthcoming Ecology of Affect (Meson Press)

Irini Papadimitriou
Digital Programmes Manager, Victoria & Albert Museum, and Head of New Media Arts Development at Watermans, London

Manfred Hild
Professor of Digital Systems at the Beuth University of Applied Science, and Head of the Neurorobotics Research Laboratory, Berlin
The Event ist part of Salon für Ästhetische Experimente #2.

 

  • February 23, – 24, 2017

Control: Media Technologies and the Modulations of Affect

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Event — Semi public Workshop of DFG-Netzwerks »Affect- and Psychotechnology Studies«. The current media-technological condition is characterized by growing and radically distributed networked processing powers. This workshop aims to encourage a critical investigation and reinvention of our epistemological tools and — in general — theoretical concepts in light of challenging new trajectories imposed by the ubiquity of data probing, sensing, processing and distribution.
Specifically the constellation of big data and algorithms in diverse societal fields as a new paradigm of science and governance, ranging from social media to warfare, asks for a shift in concepts. What we witness are (amongst others) (1) a further blurring between state actors and private companies, making it impossible to distinguish between the economy and the state, (2) the advent of a neopositivism that believes in data as a new regime of truths accompanied by a shift from causation to correlation in the production of its truth, and (3) the proliferation of affect as a key trajectory of governance in political discourses as in public relations alike.
The proliferation of affect as a resource for governance via networked processing powers puts signification in crisis and inscribes a new rationale into 21st century cultures. Affect seems to be partially redefined in relation to its processability and modulation in distributed digital environments, e.g. with the means of sentiment analysis, as a new paradigm of science and
governance.

Our workshops aims at a better understanding of such changes in the logic of governmentality and control. What are new modes of knowledge, decision and power that may redefine a new episteme of the 21th century? This implies questions about new modes of subjectivation and collective enunciations to cope with the fast changes that a digitally performing capitalism poses and the
imposition of new temporal regimes originating from digital infrastructures.

We specifically want to discuss:
— How can we conceptualize affect as part of a contemporary biopower?
— What concepts exist to reintroduce critical thinking and practice into this new paradigm that more
and more neglects signification?
— How are modulations of control (re-)conceptualized between distributed networks and ongoing reterritorializations
of algorithmic power?
— What is the horizon of this 21st century episteme? What are its imaginaries?

Guests: Louise Amoore (Durham University), Katrin Kämpf (Humboldt Universität)

Louise Amoore
»Cloud Control«

The algorithmic architecture of cloud computing is becoming ever more closely intertwined with sovereign authority — from the sharing of intelligence data, to border controls, immigration decisions, and drone strikes. Developing an analogy with the aesthetics and affects of the cloud chamber of early twentieth century particle physics, I explore the geopolitical capacities of the cloud in cloud computing. How does the cloud render perceptible that which could never be visible on a register of human vision? Like the cloud chambers of twentieth century particle physics, contemporary cloud computing is concerned with rendering perceptible and actionable that which would otherwise be beyond the threshold of knowable futures. Through the computational logics of feedback loops and back propagation, the global present becomes governed and controlled by cloud reasoning on three distinct registers: condensing traces; discovering patterns; and archiving the future.

Katrin Kämpf
»›Connect with friends and loved ones during a disaster‹ —
Facebook’s safety check and the premediation of terror«

Facebook’s safety check is marketed as a way to connect with »friends« in times of disaster and at first glance, the one-click way of signaling wellbeing might look like a practical tool for times when internet access is irregular or phone networks are overloaded. At a closer look, though, it can also be interpreted as premediation of terrorism and in its current implementation as a way to turn care itself into a form of terror.

SCHEDULE (semi public)

Thursday, February 23

14:00 –14:30Welcome & Introduction of our Guests
14:30 – 16:00 Input: »Control: Media Technologies and the Modulations of Affect« (O. Leistert, J. Weber, S. Wiemer)
16:00 –16:30Coffee Break
16:30 – 17:30Discussion of two Texts:
John Cheney-Lippold »A New Algorithmic Identity: Soft Biopolitics and the Modulation of Control«;
Jeremy Crampton »Assemblage of the Vertical: Commercial Drones and Algorithmic Life«
18:00 –20:00Public Evening Lecture by Louise Amoore »Cloud Control«

Friday, February 24

10:00 –12:00Lecture/Input: Katrin Kämpf »›Connect with Friends and Loved Ones During a Disaster‹ – Facebook’s Safety Check and the Premediation of Terror«
12:00 – 13:00Wrap-Up & Closing Remarks
  • November 18, 2016

Informations– und psychotechnische Methoden der Interaktion, Detektion und Gestaltung von Emotionen

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Event — Das wissenschaftliche Netzwerk »Affect- and Psychotechnology Studies« bringt Forscher_innen aus den Bereichen Medienwissenschaft, Philosophie und Psychologie zusammen, um den gegenwärtigen Wandel der techno-medialen Bedingungen von Affektivität zu untersuchen, dessen gesellschaftspolitische Auswirkungen noch weitgehend unklar sind. Neu begründete Diskussionsfelder wie Affective Computing sowie Affective Gaming, die Surveillance Technologies oder die Quantified Self-Bewegung postulieren, entwickeln und implementieren Technologien zum Erfassen, Speichern, Ausmessen, Kategorisieren, Katalogisieren, Operationalisieren, Simulieren und letztlich Induzieren affektiver Zustände. Nur aus einer multidisziplinären Perspektive lassen sich daher die grundlegenden Veränderungen verstehen, unter denen Individuen und Gesellschaften Affekte regulieren, mediatisieren und womöglich auch als gouvernementale (also mit Herrschaftsformen korrespondierende) Strategie einsetzen. Ziel des Netzwerkes ist es, die sich auf mehrere Disziplinen verteilende Forschungsdebatte zu sichten und zusammenzufassen-zur Vorbereitung weiterführender Projekte und zur weiteren Etablierung von »Affect- and Psychotechnology Studies«. Die Ergebnisse dieser Diskussionen werden in einer gemeinsamen Buchpublikation veröffentlicht.

Die Veranstaltung ist nicht öffentlich.

  • November 1, 2016, 2.00 pm

Empfindliche Oberflächen: Zur Kritik der medialen Affektverfügung

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Event — Auf dem Panel der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft stehen folgende Fragen im Fokus: Ab wann lässt sich davon sprechen, dass über Affekte technisch/ technologisch verfügt wird? Ist bereits die Affektlenkung in alltäglichen Interaktionen oder auch das individuelle mood management anhand von Unterhaltungsmedien eine solche Technik/Technologie? Welche Logiken und Praxeologien der Affektverfügung lassen sich grundlegend unterscheiden? Und welche Verschiebung bringt die Emergenz von digitalen, automatisierten Affekttechnologien mit sich (Affective Computing, Sentiment Analysis, Psycho-Informatik etc.)? Welches Fundierungsverhältnis lässt sich überhaupt zwischen Affektivität und Medialität geltend machen? Das Panel wird diesen Fragen in mehreren Anläufen nachgehen. Ausgangspunkt ist dabei der Begriff der »empfindlichen Oberfläche«, der als Definiens der Medialität aufgefasst wird. Affekte werden damit einerseits als Einwirkungen auf diese Oberflächen reformulierbar, andererseits als Aussendung von Oberfläche zu Oberfläche. Als solche wurden und werden sie vielfach typisiert, kategorisiert und qualifiziert und quantifiziert — und zwar in durchaus verwirrender Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Mit der digitalen Revolution rückt die Möglichkeit näher, sie anhand affektiver Medien automatisch zu erfassen, zu erkennen, zu prozessieren und auch zu induzieren. Die Verfügung über das Affektive erreicht damit eine neue Qualität, die in mehrfachem Sinn frag- und kritikwürdig ist.

Das ganze Programm der Tagung ist hier einsehbar.

Chair: Markus Rautzenberg

 

BEITRÄGE DES SYMPOSIUMS

Bernd Bösel
»Digitale Affektverfügung – Die Emergenz eines neuen Regimes affektiver Kontrolle«

Ab wann lässt sich davon sprechen, dass über Affekte technisch/technologisch verfügt wird? Ist bereits die Affektlenkung in alltäglichen Interaktionen oder auch das individuelle mood management anhand von Unterhaltungsmedien eine solche Technik/Technologie? Welche Logiken und Praxeologien der Affektverfügung lassen sich grundlegend unterscheiden? Und welche Verschiebung bringt die Emergenz von digitalen, automatisierten Affekttechnologien mit sich (Affective Computing, Sentiment Analysis, Psycho–Informatik etc.)? Welches Fundierungsverhältnis lässt sich überhaupt zwischen Affektivität und Medialität geltend machen?
Das Panel wird diesen Fragen in mehreren Anläufen nachgehen. Ausgangspunkt ist dabei der Begriff der »empfindlichen Oberfläche«, der als Definiens der Medialität aufgefasst wird. Affekte werden damit einerseits als Einwirkungen auf diese Oberflächen reformulierbar, andererseits als Aussendung von Oberfläche zu Oberfläche. Als solche wurden und werden sie vielfach typisiert, kategorisiert und qualifiziert und quantifiziert – und zwar in durchaus verwirrender Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Mit der digitalen Revolution rückt die Möglichkeit näher, sie anhand affektiver Medien automatisch zu erfassen, zu erkennen, zu prozessieren und auch zu induzieren. Die Verfügung über das Affektive erreicht damit eine neue Qualität, die in mehrfachem Sinn frag– und kritikwürdig ist.

Gabriele Gramelsberger
»Plessners exzentrische Positionalität als empfindliche Oberfläche«

In der Konzeption der »exzentrischen Positionalität« von Helmuth Plessner wird der Mensch als »grenzrealisierendes Wesen« definiert, das durch eben diese Grenze in ein Verhältnis mit der Umwelt eintreten kann. Basis einer solchen Konzeption ist die Leibhaftigkeit (Sensualität) des Menschen im Gegensatz zur idealistischen Tradition. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion der »Affective Media« stellt der Beitrag die Frage, inwiefern die exentrische Positionalität Plessners als mediale Bedingung das Konzept der Affective Media als empfindliche Oberfläche begründen kann. Oder anders herum: Inwieweit ist die biologisch inspirierte Anthropologie Plessners als affektiv–mediale zu verstehen?

 

Mathias Fuchs
»Zur Inkommensurabilität gängiger Affekttheorien«

Wie ist es möglich, dass Affekttheorien eine gewisse Kohäsion des Diskurses suggerieren oder einfordern, wenn nicht einmal die Grundbegriffe des Forschungsfeldes kommensurabel sind? Vom Affekt wird angenommen, dass er in 6 (Descartes), 5 (Mattheson), 20 (the Positive and Negative Affect Schedule, PANAS), 9 (Tomkins 2+, 1 ±, 6 –), 42 (Carlos Mauricio Castaño Díaz und Worawach Tungtjitcharoen) und vielen anderen numerischen und kategorischen Konstellationen vorkommt. Es ist nicht unproblematisch, dass ein wissenschaftliches Forschungsfeld sich unter der Voraussetzung inkommensurabler Bezugsgrößen entwickelt. Ist dies ein Problem oder ein Herausforderung für die Entwicklung von »Affekt– und Psychotechnologie Studien«? Gibt es Bedarf für eine kritische vergleichende Erhebung oder besteht die Stärke des Forschungsfeldes gerade in der Inkommensurabilität der Untersuchungsgrößen? Was bedeutet die Zerklüftung des Forschungsfeldes für eine Kritik der Affekttheorien?

  • June 16 – 18, 2016

Rethinking Materiality: Affect, Technology, and Art

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Event — Since the mid-nineties art and media theories have distanced themselves from critiques of representation and instead have embraced a new orientation towards an affective or »materialist« view. Together with new ontological concepts pointing at pre- and non-human materiality and affections, digital technologies have built an infrastructural environment and have been a constitutive force for questioning fundamentally the status of matter and affect.
Time and movement as two decisive dimensions of affect (cf. Angerer/Bösel/Ott: Timing of Affect, 2014), play a central role in art and media in general, and matter, according to Karen Barad, challenges us to redefine the production of meaning (apart from language). We invite researchers with a focus on Time-based Media and Performative Arts in order to discuss the digital stimulus for a rethinking of materiality and critical reflection on the material turn in three major directions: Questioning Materiality, Methodological Challenges, Aesthetic Strategies.

The workshop is part of the COST Action IS1307 »New Materialism – Networking European Scholarship on ›How matter comes to matter‹«.

FRIDAY, JUNE 17

14:00 –14:30Welcome & Introduction of our Guests
14:30 – 16:00 Input: »Control: Media Technologies and the Modulations of Affect« (O. Leistert, J. Weber, S. Wiemer)
16:00 –16:30Coffee Break
16:30 – 17:30Discussion of two Texts:
John Cheney-Lippold »A New Algorithmic Identity: Soft Biopolitics and the Modulation of Control«;
Jeremy Crampton »Assemblage of the Vertical: Commercial Drones and Algorithmic Life«
18:00 –20:00Public Evening Lecture by Louise Amoore »Cloud Control«

SATURDAY, JUNE 18

10:00 amFuture plans and activities
12:30 pmLunch Break
2:00 pmEnd

 

  • May 11, 2016, 6.00 pm

Marie–Luise Angerer: Relationale Medientheorie und Affektökologie

  • April 26, – June 28, 2016

Zeit in Bewegung

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Event Wenn Wissenschaft und Technik schon immer in hohem Maße unsere Vorstellung von Zeit prägen, dann bedeuten medientechnologische, insbesondere digitale Entwicklungen nicht nur Umbrüche in der Zeit, sondern auch Umbrüche der »Zeit«.

1993 führten Jacques Derrida und Bernard Stiegler ein Gespräch über die damals aktuellsten medientechnologischen Entwicklungen: angesichts der von CNN übertragenen Bombenabwürfe über Bagdad waren dies die Direktübertragung und die Produktion digitaler Bilder. »In Echtzeit«, so versuchte Derrida zu bestimmen, was sich vor seinen Augen ereignete, »zielt das Fernsehen auf ein Plusquampräsens, das alle Selektions- und Manipulationsmöglichkeiten bei der Produktion der Bilder hinter einer vermeintlich objektiven Aktualität verschwinden läßt.« Er ringt hier mit der Frage, was es denn bedeuten könnte, »seine Zeit zu denken« und kommt zum Schluss: »Sie ist ein Artefakt«.

Die Reihe »Zeit in Bewegung« im Sommersemester 2016 ist eine Kooperation mit dem Brandenburgischen Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM) und dem Filmmuseum Potsdam.

Für die Mitschnitte der Vorträge hier klicken.

PROGRAMM

26.04.2016Christina Vagt: Absolute und relative Zeit. Medien der Relativitätstheorie
10.05.2016Wolfgang Ernst: Medieninduzierte Irritationen von Präsenz. Instantane Archivierung von
Gegenwart und Vergangenheit
17.05.2016
Michaela Ott: Zeit- und Affektionsbilder
26.05.2016Matthias Müller: I Just Take Your Time
31.05.2016Hans-Christian von Herrmann: Zum Raum wird hier die Zeit. Das Zeiss-Planetarium als Medieninstallation und künstliche Umwelt
14.06.2016Petra Löffler: Timing Decay
21.06.2016Martin Arnold: Black Holes
28.06.2016Pirkko Rathgeber: Zeitlichkeit und Endlichkeit. BildBewegungen